Meine erste Begegnung mit Tropea war sehr feucht. Ein Foto war schuld, dass ich unbedingt nach Kalabrien wollte und just an dem Tag, als ich endlich nach Tropea fuhr, goss es in Strömen. Der liebe Herrgott hatte wohl ein Erbarmen, denn kaum eingetroffen, war es nur noch ein Nieselregen, der irgendwann endete, wieder begann und so lief es die nächsten Stunden. Die regennassen Gassen glänzten, die Mauern der Palazzo waren dunkel und nass, aber der Charme Tropeas war deutlich spürbar. Bei meinem nächsten Besuch war ich nicht minder neugierig und hatte sogar das Glück, dass endlich mal die Sonne hinter den Wolken hervorkam.

Bossenwerk am Palazzo Galuppi – Tropea, Kalabrien

Das Panorama veränderte sich schlagartig, denn beim Anblick des herrlichen Strandes zu beiden Seiten der Kirche bekam ich tierisch Lust, in die Fluten zu springen. Die Palazzi oberhalb des Felssporns solltest du dir unbedingt mal aus dem Wasser aus näher betrachten. Blickrichtung Meer, Kopf in den Nacken. Bis zur ersten Schwindelattacke bietet sich dir ein einzigartiges Panorama und in ruhigen Momenten konnte ich mir lebhaft vorstellen, wie die Bewohner ihre Stadt verteidigt haben.

Centro storico: Die Altstadt Tropeas

Hier dürfen nur Anrainer mit dem Auto rein, TukTuks, die Gäste oder Waren abliefern, aber sonst niemand – außer den Touristen und Einheimischen, die sich in eines der Straßencafés setzen, um das bunte Treiben auf den Piazzi zu genießen. Übrigens, die breiten, dunklen Pflastersteine wurden aus vulkanischem Gestein hergestellt. Manche gepflasterten Gassen sind mit unbequemen Schuhen anstrengend zu gehen.

Ich bewundere die Italienerinnen, die entspannt mit ihren hohen High-Heels über die unebenen Gassen laufen. Ich dagegen schwöre auf bequeme Turnschuhe, da ich ohnedies von morgens bis abends unterwegs bin. Besonders schön ist das Ambiente abends. Die Laternen spenden ein sanftes Licht, die grün getünchten Fensterläden leuchten und überall schallt Musik aus den Bars.

See also  Cipolla rossa: Tropeas rote Zwiebel
tropea palazzi gelato
mitten im centro storico von tropea – kalabrien

Einer der schönsten Plätze – abgesehen von der Piazza Cannone – ist für mich dieses Dreieck: Der Blick auf die Palazzi, in denen tagsüber die Schwalben kreuz und quer fliegen, das dir allein beim Zusehen schwindelig wird, lädt zum Träumen ein.

Warum haben die Häuser in Tropea Löcher?

Diese Frage habe ich mir auch oft gestellt und es dauerte, bis die Lösung des Rätsels gefunden war. Beim Entstehen der Palazzi wurden diese Löcher in den massiven Tuffstein geschlagen, um Holzstangen zu befestigen. Diese unterstützten den Etagenbau, was logischerweise auch erklärt, warum die Löcher reihenartig zu erkennen sind. Diese einfache wie geniale Erfindung ermöglicht es noch heute den Arbeitern, bei Renovierungen diese Technik zu nutzen. Lediglich die beschlagenen Eisengitter sind noch ein Rätsel, das ich noch klären muss.

Hier sieht man gut die Löcher an den Fassaden.

Tropea ohne Zeitstress entdecken

Anfangs hatte ich ständig Hektik. Angst, nicht alles zu sehen, und so versäumte ich manche stille Ecke der bezaubernden Altstadt. Tatsächlich solltest du dich nicht scheuen, um Ecken zu sehen. An vielen Ecken schenkt dir die charmante Stadt, die liebevoll Perle Kalabriens genannt wird, wunderschöne Aha-Momente. Verwinkelte Gassen, Mauervorsprünge mit Blumen und richtig schöne alte Gassen verraten den historischen Reichtum dieser Stadt. Manche Passagen sind höchstens einen halben Meter breit. Torbögen und Backstein begeistern mich ebenso wie die Mauersteine über den Toren der alten Palazzi der Adelsfamilien,die einst Tropea beherrschten.

Es gibt Dutzende Adelspaläste innerhalb der historischen Altstadt. Obwohl ich behaupte, viel gesehen zu haben, ist meine Liste noch nicht komplett. Mancher Palast ist heute eine Bettenburg und der Zauber vergangener Zeiten zeigt sich maximal am Torbogen oder wenn man unverhofft das Glück hat, dass gerade die Tür aufgeht und man einen kurzen Blick ins Innere wagen darf. Andere Paläste kann man betreten, zumindest den Innenhof oder das Treppenhaus, aber auch hier stößt man öfters auf Restaurants, die sich hier einquartiert haben und den Charme des alten Gemäuers nutzen möchten.

See also  Ich hab es endlich getan!
Ein typischer Palazzo, wie er heute als Hotel oder Pizzeria genutzt wird.

Die Entdeckungsreise macht trotzdem Spaß. Hinter einer engen, alten Gasse wartet vielleicht ein Übergang, ein Fontana oder eine Sackgasse? In Tropea ist alles möglich. Also nur Mut und losziehen. Natürlich möglichst leise, denn manche Gassen wirken nicht nur mittags richtig verschlafen. Ich mag niemanden stören, aber die schönsten Fotos entstanden in solchen Gassen, in denen die Einheimischen leben.

Mit einem Lächeln und einem Gruß stieß ich niemals auf ein verärgertes Gesicht. Im Laufe der Zeit kannten mich dann wohl schon viele, denn egal über welche Route ich loszog, ich kam doch immer wieder an meinen Lieblingsecken vorbei. Ich rede mir ein, oder vielleicht stimmt es ja tatsächlich, dass mein deutlich gezeigtes Interesse die Leute milde gestimmt hat. Sie merkten, ich will weder in ihre Suppentöpfe schauen noch laut herumgrölen.

Kann man sich verlaufen in Tropea?

Anfangs hatte ich tatsächlich Angst, mich zu verirren in dem Labyrinth an Gassen, Piazzi und Straßen. Nach kurzer Zeit wird aber klar, dass die breiten Straßen und Plätze wie die Piazza Cannone oder Raf Vallone gute Orientierungspunkte sind, um sich zurechtzufinden. Nach wenigen Tagen machte es mir richtig Spaß, mal so richtig querfeldein durch die Stadt zu laufen und zu merken: Aha, da bin ich jetzt! Also nur keine Scheu: Wirklich verirren könnte man sich nur, wenn man sich in eines der zahlreichen Cafés setzt und einen Grappa nach dem anderen trinkt. 🙂

Ich hoffe, dir hat dieser kleine Streifzug durch Tropea gefallen. Teile, like oder kommentiere diesen Blog und verrate mir, welches Bild dir am besten gefällt.

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!