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Kalabrien

Heute lade ich euch ein, eine der südlichsten Regionen Italiens zu entdecken. Ihr wisst, ich liebe diesen Landstreifen im südlichsten Zipfel von Italien sehr. Vor allem die Landschaft hat mich in den Bann gezogen. So weit das Auge reicht Olivenhaine, Bergamotte- und Zitronenplantagen und ein träumerischer Blick auf das Meer. Herz, was begehrst du mehr?

Das Schöne an Kalabrien ist, dass man eine Region besucht und vielfach aktiv werden kann. Im Aspromonte Wandern gehen oder eine Radtour planen, an den herrlichen Stränden schwimmen gehen oder in einem der Dörfer und Städte Kalabriens mehr über die Kultur der Kalabresen erfahren.

Wer das Abenteuer sucht, bucht eine Tour rüber zu den Äolischen Inseln und bleibt auf Stromboli, der gleichnamigen Vulkaninsel. Von Tropea, einer der schönsten Städte Kalabriens, kannst du sogar mit dem Paraglider über die herrliche Landschaft schweben.

Musikbegeisterte werden von der Sentimentalität und gleichzeitig lebensbejahenden Musik des Folklorevereins mitgerissen, die in vielen Hotels während der Saison abendliche Darbietungen geben. Die Kalabresen sind definitiv kein trauriges Völkchen. Trotz der Armut und Arbeitslosigkeit, die in vielen Orten hoch ist, hat man nicht vergessen, das Leben zu feiern.

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Ein typisches Haus in Kalabrien, fern der Küsten

Kalabrien während der Fahrt genießen

Natürlich sind die Fotos, die ich während der Busfahrt aufgenommen habe, nicht die Besten, aber es hätte keine andere Möglichkeit gegeben und so klickte ich oft auf den Auslöser. Wie gesagt, ich liebe diese ellenlangen Olivenhaine und kann mich nicht dran satt sehen. Vor allem gegen Abend zu, wenn die Sonne ihren weichen Schatten über Kalabrien breitet, wird mir warm ums Herz. Ich könnt hier bleiben und arbeiten …

Tolle Vorstellung, denn in Tropea fand ich die Ruhe, neue Romanszenen zu schreiben. Vor besonders eindrucksvollen Orten gelangen mir tiefschürfende Szenen voller Leidenschaft und Romantik, sodass ich immer gern an diese Tage zurückdenke. Dank Corona hat sich mein Reiseplan gänzlich geändert, denn zum Abschluss des Romans wäre ich sehr gerne wieder vor Ort gewesen, um zu schreiben.

Abends in meiner Lieblingsbar mit Blick auf den Stromboli, tagsüber an schattigen Plätzen, um der Hitze zu entgehen und morgens auf der Terrasse eines einzigartigen B&Bs mitten im Herzen des centro storico.

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Einer dieser verträumten Nachmittage on Tour …

Eindrücke vor Ort

Man kann keinen Hehl draus machen. Kalabrien ist ein armes Land. Die Kalabresen meinen, das Geld lande im Norden und ganz unrecht scheinen sie nicht zu haben. Offenbar interessiert es niemanden in Mailand oder Rom, wie es den Menschen im Süden geht. Die Feindschaft zwischen Nord und Süd kann ich etwas nachvollziehen.

Und ja, es liegt Müll auf der Straße, aber wohl beachtlich weniger als früher. Man versucht, die Orte sauberer zu halten und kein Kalabrese verträgt Kritik an seiner Heimat. Oder Fragen über die Ndrangetha, die sollte man sich auch verkneifen, um des lieben Friedens willen.

Wer weniger über den Müll schimpft oder die verwahrlosten Häuser, erfreut sich des Anblicks von alten Gemäuern, die spannende Geschichten erzählen könnten, von romantischen Bogenbrücken, wie sie hierzulande kaum noch existieren. Also lieber Augen offen halten und sich in puncto Kritik zurücknehmen. So erfährt man die wahre Schönheit Kalabriens, die Gastfreundschaft der Menschen hier, die das Meer und die Natur lieben.

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Eine der Bogenbrücken, die mich immer wieder aufs Neue faszinieren

Kalabrien ist wirklich ein Land der Kontraste, selbst beim Wetter. Kaum schien die Sonne, brach aus dem Nichts ein Gewitter los und Minuten später bahnte sich die Sonne wieder einen Weg aus dem Wolkenbett. Das kristallklare Wasser der Strände soll keine Werbung sein, sondern ist Tatsache. Ich habe noch nirgendwo ein derart klares Wasser gesehen.

Der große Nachteil der hohen Qualität spürte ich am eigenen Leib: Den Quallen gefällt es auch sehr gut, aber lieber teile ich den Strand mit meinen neuen feuergefährlichen Tierchen als an einem trüben Abschnitt mit Algen & Co.

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April, April … das Wetter schlägt Kapriolen.

Pizzo, Scilla und Reggio Calabria

Obwohl Tropea schon ganz schön südlich liegt, geht es nun noch weiter in den italienischen Stiefel. Pizzo ist ein entzückender Ort, der vor allem wegen dem leckeren Tartufo bekannt ist. Ich verrate nur soviel: Unbedingt ausprobieren! Wie in vielen Orten Kalabriens teilt sich auch Pizzo in die Oberstadt mit idyllischen Gassen und einem wunderschönen Aussichtspunkt sowie die Unterstadt, wo der Strand liegt.

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Scilla von der Autostrada aus gesehen – erst im Ortskern enthüllt Scilla seinen Reiz

Und Scilla ist bekannt für sein altes Fischerviertel und die guten Fischgerichte. Auch Scilla ist definitiv eine Reise wert, denn hier wäre ich von Herzen gern länger geblieben. Dafür widme ich mich dieser Oase der Ruhe in meinem Kalabrien-Roman.

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Pizzo, die Heimat vom Tartufo, von oben aus

Weniger ruhig, aber interessant zu sehen, ist Reggio Calabria. Diese Stadt stelle ich euch in einem meiner nächsten Beiträge näher vor. Vor allem das Museum ist eine Sensation wegen der beiden Bronzefiguren, die das Herzstück des Museums sind. Von Reggio Calabria aus hat man Sizilien mit dem Ätna an klaren Tagen gut im Blick.

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Blick auf den Stromboli bei der Fahrt nach Reggio Calabria – links beginnt die Straße von Messina

Oliven, Bergamotten, Zitronen und …

Aufgrund des herrlichen Wetters und der vielen Sonnenstunden genießen viele Obst- und Gemüsesorten hier ein lustvolles Leben bis zur Ernte. Frisch gepflückt verströmen sie einen herrlichen Duft, der mich ins Schwärmen geraten lässt. Normalerweise mache ich um Olivenöl einen großen Bogen, aber ein hochwertiges Olivenöl auf frischem Pane … lecker.

In einem Hotel hatte ich während der Mahlzeiten ein wunderschönes Panorama auf das Meer. Da schmeckt es natürlich noch viel besser, mit einem Glas Rotwein dazu. Soll ich mehr sagen? Bella Italia perfetto. Die Olivenernte selbst ist eine sehr zeitintensive Sache. Nicht nur, dass man auf die Ernte warten muss, auch der Olivenbaum selbst braucht einige Jahre, bis er reichlich Früchte trägt.

Viele Kalabresen sind inzwischen auf maschinelle Ernte umgestiegen, aber es gibt sie noch: Die einsamen Bauern in Kalabrien, die mühsam mit der Hand ernten und dafür kaum mehr bezahlt bekommen für die mühselige Arbeit. Da kaufe ich dann lieber in einem Agriturismo-Shop dieses kostbare Öl als in einem supermercato. Es kostet außerdem nicht die Welt, aber jeder Einkauf unterstützt die Kalabresen.

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Olivenhaine, so weit das Auge reicht …

Viva Calabria!

Ich hoffe, ich hab euch ein wenig Lust gemacht, mal fern der üblichen Destinationen Italiens zu reisen. Ob mit einer Rundreise oder auf eigene Faust: Seid gewarnt, Kalabrien wird euch verzaubern, wenn ihr euch drauf einlässt. Regenschirm und eine gute Straßenkarte sind nie verkehrt, ein paar Geldscheine mehr, falls der Bankomat nicht funktioniert und gute Schuhe.

Manche Straßen sind mit Kopfsteinpflaster versehen und falls ihr nicht wie die Italienerinnen perfetto mit hohen Schuhen laufen könnt, lieber nicht probieren!

Ich bin gespannt, was ihr sagt. Vielleicht wart ihr aber schon dort? Wo gefiel es euch am besten und welche Tipps habt ihr noch für Ausflüge? Lasst uns teilhaben und genießt einen sonnigen Tag. Ich setz mich auf Balkonia inmitten von Seepferdchen und Meeresschildkröten, um Italiano zu lernen und an meinem Kalabrien-Roman weiterzuarbeiten. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Roberto Saviano

Normalerweise widme ich keinem meiner Autorenkollegen einen eigenen Blogbeitrag, aber Roberto Saviano ist eine Ausnahme. Nicht jedem ist sein Name geläufig. Wer sich allerdings über Themen wie Mafia oder die Camorra im engeren Sinn informiert, wird sicherlich über diesen Namen stoßen. Kürzlich habe ich eine interessante Doku über den italienischen Autor gesehen, der in Neapel geboren und aufgewachsen ist.

Was hat er getan, dass er mich beschäftigt? Er hat einige Romane geschrieben, die ich im heutigen Artikel noch vorstelle, in denen sehr konkrete Fakten über die Machenschaften der Mafia beschrieben werden. Sei es über die neapolitanische Camorra, über die Ndrangheta in Kalabrien oder die Cosa Nostra: Niemand kann diese Netzwerke negieren, auch wenn man im normalen Italienurlaub ziemlich unbehelligt sein dürfte und wohl nicht mal ahnt, dass diese Pizzeria oder das Souvenirgeschäft an der Ecke in bella roma ebenfalls Schutzgeldzahlungen – Pizzo – leistet.

Jemand, der damit aufwächst und darüber recherchiert, es nicht länger tatenlos hinnehmen möchte, der verbringt dann über Nacht plötzlich sein Leben ab sofort nur noch in Schutzhaft. Wie Roberto Saviano, der sich vor einigen Jahren erst so richtig die Feindschaft aller Paten zugezogen hatte, weil er auf einer Veranstaltung sehr direkt und offen verkündete, was er von ihnen hält bzw. dass es für alle Einwohner besser wäre, wenn sie verschwinden würden.

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Eines von vielen leerstehenden Fabriksgebäuden …

Schutzhaft – Fern von Luxusleben und Bodyguard-Romantik

In der Doku zeigt sich ein ganz anderes Bild. Das Porträt eines Mannes, der plötzlich von der Bildfläche verschwinden musste, um sein Leben zu retten. Der auf nähere persönliche Kontakte verzichten muss, um niemanden aus seiner Familie in Gefahr zu bringen. Jeder, der ihn öfter besucht an seinem aktuellen Aufenthaltsort, läuft scheinbar Gefahr, dass er bedroht wird, diesen geheimen Ort zu offenbaren.

Es sind keine Luxusvillen oder komfortable Hotels, sondern meist einfache Zimmer in unauffälligen Häusern, in denen Roberto auf einige Tage oder maximal Wochen untergebracht wird. Seine Bodyguards checken die Häuser ständig. Selbst eine geschlossene Tür bei ihrer Ankunft wird als potentielle Gefahr betrachtet. Ich habe mich rasch gefragt, wie lange hielte ich so ein Leben aus? Ständig in akuter Bedrohungslage, fern von all den Menschen, die ich liebe?

Man merkt es ihm nicht oft an, dass er Nerven zeigt und inzwischen stellt er sich selbst die Frage, ob dieser offene Aufruf wirklich vernünftig gewesen war. Hätte er es heute anders gemacht? Er meinte mal, er hätte es vielleicht nicht gemacht. Allerdings sind engagierte Journalisten wie Roberto Saviano und überzeugte Mafiajäger wie italienische Anti-Mafia-Staatsanwälte überzeugt davon, dass etwas getan werden muss, um die kriminellen Geflechte zu durchbrechen.

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Eine Außenstelle der Carabinieri – Ausbildungsstätte für zukünftige Mafiajäger

Zero.Zero.Zero

Ich kannte Savianos Namen schon vor der Sky-Serie “Zero.Zero.Zero”. Vor allem einer der Schauplätze Kalabrien brachte mich dann soweit, die als brutal und sehr realistisch dargestellte Serie anzusehen. Tatsächlich waren mir bis dahin einige Mafiamethoden schon “vertraut”, besser gesagt bekannt, aber dennoch war die Serie heftig in manchen Passagen. Mafiabosse, die in Erdhäusern wohnen, die in geheimen Schranktüren vor der Razzia fliehen …

Schlimmer war jedoch das, was nicht gezeigt wurde. Die latente Angst aller Beteiligten, denn wie ein Zahnrad beeinflusst das Schicksal eines Menschen das eines anderen. Es gab Typen, die aus diesem Gewaltverherrlichung ausbrechen wollten, aber es nicht konnten. Die Omertá, die Blutrache, wurde genauso thematisiert wie der private Hintergrund. Manchmal haben auch Drogenbosse ganz alltägliche, banale Probleme. Mitleid wäre das falsche Wort angesichts der unbeeindruckten Bereitschaft zu Mord, Erpressung, Drogenhandel und Prostitution.

Ich weiß allerdings auch, wie es im letzten Jahr um die Arbeitsmarktsituation in Kalabrien bestellt war und Corona machte es nicht besser. Viele Zeitungen brachten Artikel, wie sich die Mafia als Retter in der Not darstellt. Was sie (leider) für viele Menschen, die verzweifelt sind, auch ist, denn wenn dir niemand einen Job anbietet und du nicht weißt, wie du deine Familie ernähren sollst, dankst du dieser Hand mit den Geldscheinen. Du fragst nicht länger, woher es stammt und was du dafür tun sollst. Falsch? Sicher, aber wenn ein Mensch verzweifelt ist, scheint er dankbar …

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Überall stehen leere Hallen, vielleicht mit EU-Geldern und Förderungen finanziert …

Zero.Zero.Zero bezeichnet reines Kokain. Reines weißes Gold. Für mich war die Serie insofern beeindruckend, weil sie nicht gefakt wirkte, sondern jemand dahinter ganz genau weiß, wie die Bestechungen ablaufen und dieser normale Alltag für Menschen wie du und ich alles andere als normal wirkt. Geld regiert die Welt …

Der Clan der Kinder – La paranza dei Bambini

Dieses Buch kann ich hier jetzt nur vorstellen, da ich es nicht gelesen habe. Allerdings habe ich den Film gesehen und dachte, heavy. Der kurzweilige Film zeigt, wie Halbwüchsige aus der Not heraus von einer besseren Welt träumen. Die Hauptfigur will nicht länger, dass seine Mutter, seine Nachbarn unter den Schutzgeldzahlungen leidet. Er will wie sein Vorgänger bewundert werden, eine Art Robin Hood werden. Dafür bezahlt er einen hohen Preis. Anfangs träumen sie von Adidas und Nike, später von Kugeln und Drogen.

Wer nicht zeigt, dass er das Zeug dazu hat, jemanden zu erpressen oder gar zu töten, wird selbst zum Opfer. Die Moral der Gschicht: Leg dich nicht mit der Mafia an, denn sie gewinnt immer. Roberto Saviano hingegen hat viele Unterstützer.

Gerade die Jugendlichen sind ihm ein Anliegen, sie will er davor bewahren, bei der Mafia zu suchen, was sie nicht finden werden: Ehrlicher Respekt und eine Zukunft. Bei der Präsentation seines neuen Buches war Saviano die Anspannung deutlich anzusehen. Angst. Blicke quer über das Publikum. Es ist nicht die Frage, ob man ihn ausschalten möchte, sondern wann es soweit ist …

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Endstation Friedhof …

Reichen Bücher, um die Menschen aufzuklären? In seinem Stadtviertel sind die Meinungen geteilt. Die einen, die ihn verehren, ihm Glück wünschen, die anderen, die ihm raten, die Klappe zu halten. Er polarisiert die Menschen seiner Stadt. Er sehnt sich danach, wieder mal ein Eis zu essen auf offener Straße, bei seinem Lieblingscafé einen Espresso zu trinken oder in seine alte Wohnung zu gehen. Sein Leben zurückzugewinnen, wie es vor diesem folgenreichen Augenblick war. Eine Illusion. Das weiß jeder. Auch Roberto Saviano.

Gomorrha – Ins Reich der Gomorrha

Diesen Film oder das Buch habe ich tatsächlich noch nicht gesehen. Es gibt inzwischen auch eine Serie mit demselben Namen. Sie steht auf meiner Watchlist und ist wie jedes Buch von Roberto Saviano sehr gut recherchiert und definitiv kein fiktiver Roman.

Saviano zieht sich manchmal den Unmut seiner italienischen Landsleute zu, die Angst haben, dass ihre Stadt in ein schlechtes Licht gerückt wird. Es ist allerdings wohl eher so wie auch in Kalabrien. Hier regen sich viele auf, man setze Kalabrien mit der Ndrangheta gleich. Nicht jeder heißt sie gut, nicht jeder arbeitet für sie.

Leider ist es in der Realität so, dass beinahe 70 Prozent der Lokale dieses Pizzo bezahlen. In einer Doku hieß es mal, wer nicht bezahlt, brennt. Und dann gingen tatsächlich Wochen, Monate später gut gehende Trattorias und Pizzerien in Flammen auf. Da würde ich wohl auch lieber Schutzgeld bezahlen als das Leben meiner Angestellten, meiner Familie, meine Einkommensquelle zu verlieren.

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Und die nächste Fabrik, die unvollendet ist …

Für die Clans und deren Angehörige gibt es eine nette Kassa, in die regelmäßig eingezahlt wird. Geld, das dann den Witwen zum Lebensunterhalt gegeben wird oder für andere Menschen, deren Familienoberhaupt z.B. verhaftet worden ist. Verkehrte Welt, denn denen, die vor dem Nichts ihrer Existenz stehen, weil sie sich weigern, Schutzgeld zu bezahlen, zahlt in den meisten Fällen nicht mal die Versicherung etwas.

Erklär mir Italien!

Mit dem passenden Untertitel: wie kann man ein Land lieben, das einen zur Verzweiflung treibt? Es ist allerdings sehr kurzweilig zu lesen und spielt viele Facetten durch. Beide, Roberto Saviano und Giovanni di Lorenzo, sind keine unbekannten Größen. Wer gern mehr über das Land, das er so gern besucht, erfahren möchte, ist hier bestens beraten.

Italiener können nämlich gar nicht nachvollziehen, wie wir unser klischeehaftes Bild von Bella Italia aufrechterhalten. Umso interessanter ist es, wenn man einige Brocken Italienisch gelernt hat und so die Chance hat, die Menschen näher kennen zulernen.

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Heißes Thema, aber brisanter denn je

Um die Geschichte zu verstehen, dauert es mehr als einen Blogbeitrag. Die Mafia ist ein Thema, das sich über Jahrzehnte, Jahrhunderte durch die Entstehung des Landes ihren Weg gebahnt hat. Unvollendete Autobahnen, leere Fabrikshallen stehen immensen Millionenkrediten gegenüber. Geld, das verschollen ist. Es macht vor niemandem Halt, dieses Thema, aber man sollte tatsächlich gut überlegen, mit wem man darüber ins Gespräch kommt.

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Vieles verfällt, weil Geld fehlt.

Wie immer freue ich mich über eure Kommentare. Gab es etwas, das euch mal im Italienurlaub aufgefallen ist? Gab es Situationen, in denen ihr euch nicht wohlgefühlt habt? Kauft euch eines der Bücher von Roberto Saviano oder schaut die Filme, um einen Blick hinter die Kulissen Italiens zu wagen. Ich freue mich auf eure Meinung. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Matera

Matera

Man muss kein James Bond Fan sein, um die Kulturstadt 2019 zu kennen. Vielfach kreisten im Internet Videos von den rasanten Dreharbeiten in der pittoresken Felsenstadt mit ihren eindrucksvollen Höhlenwohnungen, den sassi.

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Die Unterstadt von oben

Matera liegt im Süden Italiens, in der Region Basilikata. Das Jahr als Kulturstadt überschwemmte die kleine idyllische Stadt förmlich mit Besuchern, aber die Einwohner behielten ihr Herz am rechten Fleck. Die erste süditalienische Stadt, die zur Kulturhauptstadt Europas gewählt wurde. Vor allem aber kamen die Menschen, um die Sassi zu bewundern. Die eindrucksvollen Höhlenwohnungen stehen seit 1993 als UNESCO Welterbe auf der Liste.

Die Stadt liegt knapp 200 Kilometer von Neapel entfernt. Deutlich näher hatte ich es von der Hafenstadt Bari aus, aber als das prägende Stadtbild in Sichtweite kam, wuchs meine Ungeduld. So viel hatte ich von den Höhlenwohnungen gehört und gelesen. Nun wollte ich sie endlich selbst entdecken. Übrigens, der nachfolgende Roman der Autorin Francesca Barra lädt auf eine wunderschöne Reise nach Italien ein und beschreibt sehr berührend, wie man damals in den Sassi gelebt hat.

Die Sassi von Matera

Die Stadtviertel Sasso Barisano und Sasso Caveoso teilen sich den historischen Teil von Matera auf. Von oben herab zeigt sich dem Betrachter ein konfuses Bild an Dächern, Mauern, Terrassen und Vorsprüngen. Erst mit einem Rundgang merkt man überrascht, dass es sich um Höhlenwohnungen handelt. Es lohnt sich eine Tour mitzumachen, um konkrete Infos zur Geschichte der Sassi zu erfahren.

Sassi zum Besichtigen

Die Steinblumen mit ihren Öffnungen dienen nicht als Zierde für die Außenmauern, sondern waren tatsächlich als Belüftung gedacht. Sommer wie Winter waren diese steinernen Lochöffnungen neben der Eingangstür die einzigen Zugänge, um frische Luft ins Innere der Höhlen zu bekommen. Kein Wunder also, dass der Sommer mit seinen heißen Temperaturen und dem Licht bei den Bewohnern beliebt war. Den ganzen Tag stand dann die Tür offen, um die dunklen Wintermonate zu verdrängen.

Obwohl es ein einfaches Leben war, dass man sich heute kaum mehr vorstellen kann, wurden erst in den 1950er, 1960er Jahren die Behausungen quasi zwangsgeräumt. Für viele Menschen, die dort geboren waren, war die Umstellung auf elektrisches Licht und fließendes Wasser allerdings kein Luxus, sondern ein Kulturschock.

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Hier so eine Steinblume als Luftzufuhr

Museo di Matera – Geheimtipp uno

Einige der Höhlenwohnungen kann man besichtigen und wenn ihr die Möglichkeit habt, solltet ihr das unbedingt tun. Im Inneren mag es nicht so edel sein wie in einem Palazzo in Venedig, aber es ist faszinierend, wie sich auf engstem Raum Platz für Mensch und Tier, Schlafstätte und Begegnung fand. Oh ja, Mensch und Tier. Kaum vorstellbar, oder? Umso mehr ging mir dieser Besuch ans Herz.

Als ich endlich allein darin stand, versuchte ich eine kleine Zeitreise, aber es gelang mir nicht ganz. In einem Museum nicht weit entfernt ist ein in liebevoller Handarbeit gefertigtes Modell von Matera zu bewundern. Abgesehen von den Feinheiten und der Ausarbeitung jedes einzelnen Hauses verdeutlicht „Klein-Matera“, wie komplex alles gehalten ist.

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Hier das Modell

Die Wasserleitungen, das Gemeinschaftsleben, das zwangsläufige Miteinander – ein krasser Widerspruch zu heute, wo man beim ersten Eindruck sofort an Flucht denkt und sich nicht vorstellen kann, wie jemand unter solchen hygienischen Bedingungen leben konnte, oder wollte.

Heute sind viele der Höhlenwohnungen als Ferienwohnung zu mieten. Leider machte mir auch hier Corona einen Strich durch die Rechnung, denn ich hatte mich auf eine schöne Schreib- und Recherchewoche im wahren Herzen von Matera gefreut.

Film und Wein in Matera

Aufgrund der außergewöhnlichen Location ist Matera für Film und Lifestyle sehr gefragt. Bei meinem Kurzbesuch fanden gerade die Vorbereitungen eines von Red Bull gesponserten Events statt. Überall sprangen mutige Parcours-Jungs von Mauer zu Mauer. Auch die „Passion Christi“ mit Mel Gibson wurde wie der aktuelle James Bond-Blockbuster in den Gassen von Matera gedreht.

Weinliebhaber freuen sich auf eine Verkostung der regionalen Matera-Weine. Schließlich sind wir in Italien und da darf ein guter Tropfen vino natürlich nicht fehlen. Ob ihr den Matera Rosso, Matera Rosato oder den Matera Moro probiert, es dürfen nur Rebsorten aus der Basilikata zugesetzt werden.

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Weitere Sehenswürdigkeiten Materas

Es gibt einige Museen, die leider geschlossen waren oder ich aus zeitlichen Gründen nicht mehr besuchen konnte. Wenn ihr länger dort seid, solltet ihr unbedingt das Museo Laboratorio della Civiltà Contadina mit Einblick ins alte Handwerk der Region besuchen oder das Museo dell ´olio di oliva, in dem ihr alles über die Verarbeitung und den Anbau der Oliven erfährt.

Besonders sehenswert sind die Felsenkirchen San Pietro Barisano und Santa Lucia alle Malve. Leider ist Matera nicht so klein wie man denkt, sodass es bei dem rauf und runter doch anstrengender wird an warmen Tagen. Ich muss gestehen, die Oberstadt habe ich etwas vernachlässigt. Wie gesagt, die Sassi trieben mich ungeduldig hinab und haben mich nicht enttäuscht.

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Apevito – die schönste Art, die Stadt zu entdecken

Mit dem knallroten Gefährt, dem Apevito, könnt ihr bequem quer durch Matera und die Sassi kurven. Der nette Guide verrät euch interessante Details und so ist es auch wesentlich einfacher, die Felsenkirchen zu besichtigen und Zeit zu sparen. Zeit, um Matera aus verschiedenen Perspektiven zu entdecken.

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So eine Tour ist absolut empfehlenswert, um Matera ohne Stress zu besichtigen.

Noch einige Impressionen …

Um euch richtig Lust auf eine Reise nach Matera zu machen, findet ihr hier noch einige Fotos. Allein das Wetter war an diesem Tag ein absoluter Traum. Matera wird von vielen Touren leider nur für wenige Stunden geplant.

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Die Karte zeigt das Gewirr an Gassen und Wegen eindrucksvoll

Es lohnt sich wirklich, ein paar Tage länger zu bleiben und ein völlig anderes Lebensgefühl kennenzulernen. Wie gefällt euch die Stadt? Die Sassi? Könntet ihr euch vorstellen, einfacher zu leben? Oder mal die Ruhe zu nutzen, aus dem Alltag raus? Ich freue mich auf eure Kommentare. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Pasta – Die 7 ultimativen Geheimnisse rund um die Pasta

Pasta – Die 7 ultimativen Geheimnisse rund um die Pasta

Pasta oder Nudeln? Mit dieser Frage kann man einen Italiener unbeabsichtigt ganz schön beleidigen, denn „Pasta“ ist mehr als nur Nudeln oder Spaghetti. Denkt man an eure Lieblingspasta, wenn ihr in Venedig oder Rom seid? Jede Region Italiens hat ihre ganz besonderen Nudelrezepte- und Sorten, aber vielleicht kennt ihr nur einen Bruchteil dieses Bella Italia-Geheimnisses?

Tatsächlich kennt die cucina l`italiano 62 verschiedene Sorten, eigentlich sogar beinahe 600. Hierzulande denken wir wahrscheinlich an Spaghetti, Penne, Farfalle, Tortellini und geraten langsam ins Stocken.

Braucht es so viele unterschiedliche Nudelsorten? Sí! Diese entrüstete Bestätigung beginne ich langsam zu begreifen, denn es geht nicht nur um die einzigartige Form der Teigwaren, sondern auch um die richtige Zubereitung. Familien überliefern von Generation zu Generation ihre Familienrezepte, die bereits von der Urgroßmutter sorgfältig gepflegt wurden. Es ist eine Ehre, von einer echt italienischen Mamma zum Kochen eingeladen zu werden.  

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Pomodori e Pasta – perfetto!

Segreto uno: Die Soße

Eine flüssige Soße passt perfekt zu Pasta lunga, langen Pastaformen. Festere Soßen ergänzen die kleineren, kürzeren Nudeln, die Pasta corta. Kleiner Tipp: Je schwerer die Soße ist, desto breiter muss die Pasta sein. Sugo heißt übersetzt Soße, ganz schlicht und einfach. Alternativ kochen viele mit Butter (Pasta al burro), mit Öl und Knoblauch (aglio e olio) und schließlich al pomodoro, die würzige Tomatensoße, die vielen Italienurlaubern bestens vertraut ist.

Nicht zu vergessen Pasta ai frutta di mare oder Pasta alle vongole, also Nudeln mit Muscheln und Meeresfrüchten, mit Hackfleisch für die Pasta bolognese oder mit Schinken, Eiern und Sahne für die leckere Pasta carbonara. Last, but not least gibt es noch die Pasta alla panna mit Sahne.

Segreto due: Pasta – Was ist Pasta?

Pasta, übersetzt Teig, umfasst alle Teigwaren aus Kochsalz und Hartweizengrieß. Schon im 12. Jahrhundert dampften die Weizenfäden auf Sizilien über dem heißen Wasser und Neapel galt als Maestro rund um die Produktion der Teigwaren. In Rom würdigt man sie sogar mit einem eigenen Museum, dem Museo Nazionale della Paste Alimentari.

Neben der klassischen Pasta aus Hartweizengrieß gibt es noch Vollkornnudeln, Nudeln mit Dinkel und Linsen oder Gerste und Buchweizen, aus Mais, aus Sojamehl mit Hartweizengrieß und die Pasta 5 Cereali. Hier werden Buchweizen, Weizen, Hafer, Roggen und Gerste vermischt.

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Vielfalt pur und jede Pasta ein Geschmackserlebnis für sich

Kleines Italienisch-Lexikon für Pastaformen

Endungenbei Pastaformen
EndungBedeutungPastasorten
ellebreitTagliatelle, Campanelle
etteschmal, kleinOrecchiette, Trenette
-ine/-inikleinTortellini, Linguine, Rotini, Fettuccine
onigroßTortelloni, Grattoni, Maccheroni, Canneloni
RigategeriffeltCastellane, Elicoidali
LisceglattPenne lisce
Mezzehalb, verkürztMezze Penne
l`Ortolanobunte Pasta bzw. mit Gemüse

Der unterschiedliche Farbton ist leicht erklärt. Ihr habt sicher schon mal bemerkt, dass das Gelb der Pasta nicht immer gleich ist. Das hängt nämlich davon ab, ob der cuoco die Pasta mit Eier oder ohne zubereitet. Grüne Pasta verdankt ihre Farbe dem Spinat, während rote Rüben oder Tomaten die Pasta im typischen rot färben, manchmal gibt es auch Möhren bzw. Karotten für orange Teigwaren.

In Süditalien sorgen die schwarzen Teigwaren mit Tintenfischtinte für Furore oder Kakaopulver für braune Nudeln. Die besonders bei Kindern beliebte Pasta tricolore verdankt dies einer Mischung von drei verschiedenen Farbtönen der Nudeln.

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Dekorativ und essbar zugleich …

Segreto tre: Zubereitungsarten der Pasta

Besonders bekannt ist euch sicherlich die Pasta al forno. Forno heißt Ofen. Die Lasagne oder Canneloni al forno sowie die Rigatoni al forno werden in einer Auflaufform gebacken und heiß serviert.

Pasta lessa unterscheidet in frische Nudeln, Pasta fresca, und getrocknete Teigwaren, Pasta secca oder Pasta asciutta). Warum also Pasta lessa? Das leitet sich vom italienischen Verb lessare (in Wasser gekocht) ab. Nach dem Abtropfen werden die Nudeln in Butter (al burro) oder al sugo serviert. Achtung: In Italien zählen diese Nudeln zum Primo piatto, dem ersten Gang.

Die uns vertrauten Bezeichnungen Spaghetti bolognese oder Pasta asciutta sind eigentlich „Touristendeutsch“, was erklärt, warum sie auf den Speisekarten der Einheimischen nicht zu finden sind. Pasta in brodo (italienisch für Brühe, Suppe) beschreibt die Zubereitung der Teigwaren in der Suppe, wo sie gekocht und anschließend serviert werden. Beispiel dafür sind natürlich die typischen Tortellini, die ihr sicher schon probiert habt beim Italien-Urlaub.  

Segreto quattro von Luigi, dem Maestro der Pasta

Luigi hat mir verraten, worauf man beim kochen der Teigwaren achten muss. Natürlich teile ich diese Geheimnisse hier und jetzt mit euch. So könnt ihr daheim die perfekte Nudel kochen al dente, wenn euch die Sehnsucht nach Bella Italia überkommt.

Wasser und Salz im Verhältnis 1:10. Also bei einem Liter Wasser braucht es tatsächlich 10 Gramm Salz auf 100 Gramm Teigwaren. Wenn ihr viel Nudeln kocht, kommt noch ein Schuss Öl ins Wasser, aber nur, wenn die Pasta nicht rigate, also geriffelt ist! Bis zu vier Minuten solltet ihr anfangs umrühren, um ein Verkleben der Nudeln zu verhindern. Richtig „al dente“ sind sie, wenn sie quasi an den Wandfliesen kleben. Nicht jeder schmeißt nun mit Nudeln um sich, aber wer es testen möchte …

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Handgemacht – mit viel Amore und Handwerkskunst

No-Go in der italienischen Küche

Bevor ihr Teigwaren kauft, checkt man den Eiweißanteil. Der sollte zwischen 13 bis 13,5 Prozent liegen. Dieser erhöht zwar die Kochzeit, aber auch den Geschmack. Geduld lohnt sich beim Pasta kochen definitiv. Wer zu viel Salz ins Kochwasser gegeben hat, kann sich mit einer rohen Kartoffel helfen. Die halbe Kochzeit einlegen, perfetto. Achtung: Bei einer Soße mit Meeresfrüchten reicht die halbe Salzmenge, Nudeln brauchen mehr Salz.

Ein absolutes No-Go für Luigi ist das Abschrecken der Teigwaren mit kaltem Wasser. Damit verhindert ihr, dass die Soße perfetto aufgenommen wird und das Sugo haftet nicht gut an der eher rauen Oberfläche der Nudel. Die Italiener essen ihre heißgeliebte Pasta NUR mit der Gabel, nicht mit dem Messer oder mit Löffel plus Gabel. 😉

Ultimativer Tipp zum Abschluss von Luigi: Ein paar Löffel Kochwasser in der letzten Kochzeithälfte könnt ihr später in die Soße reingeben. Die darin enthaltene Stärke macht die Soße viel cremiger.

Segreto cinque: Entdeckt regionale Pasta-Spezialitäten

Pasta ist nicht gleich Pasta. So viel ist uns inzwischen klar geworden. Wenn ich in Italien bin, erstaunt mich immer wieder diese Vielfalt an Farben und Formen. Da werde ich zum Kind im Spielzeugladen und kann man kaum sattsehen. Jetzt nehme ich euch mit auf eine regionale Reise ins Land der Nudeln.

In den verschiedenen Regionen Italiens hat jede italienische Mamma ihre eigenen Rezepte und Vorlieben. So kennt man in Ligurien Trofie al pesto, im Piemont Tajarin und im Aostatal Pasta alla Valdostana. In Friaul-Julisch-Venetien werden die Gnocchi mit Pflaumen serviert und in meinem geliebten, schwer vermissten Kalabrien kann ich euch wärmstens die Fileja alla `nduja empfehlen. Diese schmalen Nudeln werden von Hand über eine Stricknadel gerollt und sind köstlich. Aber Vorsicht: Die Nduja ist eine scharfe Wurst, die man anfangs nicht merkt. Mit einem guten Glas Wein dazu und Baguette habe sogar ich dieses Essen wirklich genossen.

Was in Kalabrien die Fileja, sind in Apulien die Orecchiette. Die kleinen Ohrennudeln sind per Hand ebenso aufwendig, aber mit Wildbrokkoli und einer cremigen Soße aus Walnüssen und Gorgonzola ein italienisches Gedicht. Puglia mamma mia!

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Orecchiette erfordern viel Geschick und Geduld

Kampanien lockt mit der idyllischen Amalfiküste und der angeblich wahren Geburtsstadt der Pizza, bella Napoli! Neben der Pizza Margherita solltet ihr euch für Spaghetti Vongole ebenso begeistern können wie für die Pasta Puttanesca mit Kapern und Oliven.

Bologna, die Hauptstadt der Emilia-Romagna, konnte ich wegen dem Ausbruch von Corona nicht besuchen. Allerdings gibt es hier die bekannte und sehr beliebte Fleischsoße namens ragú bolognese. Das wahre Herz der Spaghetti bolognese, aber geschmacklich gewinnt natürlich Italien ohne Frage.

Alternativ bestellt ihr Tagliatelle mit Lauch, Tomaten und Pancetta. Auch diese Wahl lässt keinen Platz für Gemecker, denn in Italien versteht man es zu kochen. Nicht nur bei Mamma a casa. Übrigens muss es nicht das Touristen-Restaurant am Lido sein. Wagt euch ruhig in ein abseits gelegenes Ristorante. Je einfacher, desto besser wird die Küche sein.

Segreto sei: Warum Pasta die Italiener so glücklich macht

Bei Liebeskummer, Hochzeiten und jeder anderen Gelegenheit darf die Nudel auf dem italienischen tavolo nicht fehlen. Teigwaren sind wertvolle Kohlenhydrate und steigern das Wohlbefinden. Vielleicht ein Grund, warum Italiener glücklicher sind? Die wissenschaftliche Erklärung klingt nüchterner. Die Kohlenhydrate regen die Produktion von Seratonin an. Dieser Neurotransmitter ist ein biochemischer Stoff, der für die Weiterleitung von Informationen zwischen den Nervenzellen zuständig ist. Einfachere Erklärung: Teigwaren machen glücklich, und basta.

Außerdem reduzieren sie sogar Stress, vorausgesetzt, sie sind al dente. Also hat es seinen guten Grund, warum ihr die Nudeln an die Wand werfen solltet. 😉 Die wertvolle Energie aus den Kohlenhydraten senkt euren Stresslevel hervorragend. Mit netten Gesprächen abgerundet, verspricht eine Pasta-Mahlzeit also Gesundheit und Menschlichkeit pur.

Das ist wie bei Schokolade. Das dunkle Hüftgold sorgt allerdings nur kurzfristig für einen Stressknick. Die Teigwaren hingegen mit ihrem Mehrfachzucker halten den Energielevel längerfristig und vor allem konstant hoch. Wenn ihr die Nudeln zu weich kocht, wird die Stärke nicht so gut verkleistert, wie mir Luigi erklärt. So seid ihr bald hungriger als bei Pasta al dente.

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Mini-Farfalle

Segreto sei: Die allerletzten Geheimnisse der perfetto al dente Spaghetti & Co

Die italienische Mamma greift blindlings zum Kochtopf aus Aluminium oder einem anderen Metall , denn perfekte Pasta braucht Platz zum Kochen. Auch sollte die Temperatur in der gesamten Garzeit konstant gleich bleiben. Gar nicht so einfach, oder?

Gli Spaghetti amano la compagnia bedeutet übersetzt Pasta liebt Gesellschaft. Es hat also seinen guten Grund, warum Luigi seine Teigwaren nicht aus den Augen lässt. Der perfekte Biss, also al dente, lässt sich nur herausfinden, wenn ihr immer wieder probiert. Das kann sehr rasch passieren. Nur eine Minute später ist die Nudel weichgekocht, von al dente keine Spur mehr.

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Gerändelte Nudeln zum Entdecken

Jetzt seid ihr dran!

Welche Teigwaren sind euer Favorit und wie kocht ihr daheim? Gibt es noch Rezepte und Nudelsorten , die ihr bei der nächsten Italienreise probieren möchtet? Ich bin schon gespannt auf eure Kommentare. Bis dahin Buon appetito e buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Ewige Stadt Rom

Ewige Stadt Rom

Dieser Tage füllte sich die Ewige Stadt Rom, zum ersten Mal seit Langem wieder mit Menschen. Die Ausgangsmaßnahmen wurden deutlich gelockert und so entdeckten die Römer ihre cittá mit neuer Freude. Viele beneiden mich, in Wien zu wohnen. Mit all dieser prachtvollen Geschichte und den Sehenswürdigkeiten.

Seit meinem ersten Besuch in Rom denke ich oft an meinen ersten Eindruck dieser faszinierenden Stadt zurück. Ich wusste nicht, wohin zuerst schauen. An gefühlt allen Ecken standen Säulen, Statuen oder Tempel der Antike, imposante Bauwerke, deren Größe unvorstellbar ist. Wie musste es erst gewesen sein, als Rom, die Ewige Stadt, von Künstlern wie Raffael entdeckt wurde?

Rom ist auch eine sehr laute, lebhafte Stadt. Kaum vorstellbar, wie ruhig es in den letzten Wochen gewesen ist. Zwischen Massen von Touristen und Einwohnern ist es gar nicht einfach, sich zurechtzufinden. Ich erinnere mich an lange Fußmärsche, weil wir die Karte wieder falsch gedeutet haben.

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Ich liebe diese Bäume und Gebäude … bella Roma!

An einem heißen Tag herumzulaufen verliert normalerweise an Reiz, aber der Augenblick, wo ich mich unverhofft über der berühmten Spanischen Treppe befand, dem Wahrzeichen von Rom, der Ewigen Stadt, war ein absolutes Highlight. Damals natürlich noch überbevölkert, drum auch ein Foto mit Menschen drauf. Mir ist jedoch unbegreiflich, wie man über diese wunderschönen Stufen mit dem Fahrrad rumpeln muss oder sich auf dem Gemäuer verewigt? Ich versteh die hohen Strafgebühren dafür absolut.

Bella Roma – wo kann man Italien besser verstehen lernen?

Tatsächlich finden sich in der Ewigen Stadt Rom viele Hinweise und Klischees. Die Lautstärke des Verkehrs ist nachweislich hoch, finde ich. Auch das typisch italienische Verkehrschaos fand ich dort bestätigt. Achtung, bei Rot wird gefahren und gehupt. Das Hupen gilt als Einverständnis. Wer als Tourist hofft, ungeschoren durchzukommen, sollte auf der Hut sein.

Am besten wie die Römer machen, nett winken, empörte Gesten machen, drübergehen und bekreuzigen. Viva la Roma! Keine Stadt ist so beliebt wie Rom, die Ewige Stadt.

Außerdem sollte einer die Rechnung im Restaurant übernehmen. Jetzt verstehe ich die Verzweiflung und das Unverständnis mancher Kellner, wenn diese für jeden Gast die Konsumation extra herausrechnen mussten. Einer zahlt, dann wird aufgeteilt. Praktisch, spart Zeit und Nerven (des Kellners). Unsereins wartet dann aber noch ungeduldig auf das Rückgeld oder die Übergabe des “resto“, dem Trinkgeld. Einfach ein paar Münzen auf das kleine Tellerchen oder in die Box legen, Arrividerci sagen und aufstehen. Für viele ungewohnt, aber so üblich.

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Circus Maximus – sehr eindrucksvoll diesen geschäftsträchtigen Boden zu betreten

Wo die Gladiatoren kämpften …

Es gab einige Highlights während meiner Tour durch Rom. Die Engelsburg beispielsweise oder das Kolosseum, wo selbst die Löwen mit dem Aufzügen hochgefahren wurden. Vieles kam – wie die Spanische Treppe – unverhofft, denn auf dem Weg dahin verliert man leicht jegliches Zeit- und Orientierungsgefühl, sodass plötzlich rechterhand das Kolosseum in seiner ganzen Pracht auftaucht und linkerhand den Tiber entlang die Engelsburg im schwindenden Sonnenlicht eines heißen Tages glüht.

Ach Rom, auch dort habe ich ein Stück von meinem Bella Italia-Herz garantiert verloren. Und ja, die Römer sind mitunter ein sehr elegantes und stolzes Völkchen, gut aussehende Männer gibt es hier deutlich mehr. Außerdem waren die Römer sehr hilfsbereit. Angesichts der Flut von 44 Millionen Besuchern 2019 finde ich das erstaunlich.

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Kolosseum – Geschichte pur

Wusstet ihr, dass es auch Gladiatorinnen gab? Der Hollywood-Film “Der Gladiator” mit Russel Crowe ist vielen zu heftig, dabei muss die Wirklichkeit noch schlimmer gewesen sein. Ja, es erinnert an die Tribute von Panem, aber lasst uns weiterziehen. Nur ein Tipp: Für den Besuch vom Kolosseum solltet ihr unbedingt Zeit einplanen. Es gibt viel zu sehen und zu entdecken. Falls es tatsächlich mal nicht so Bella Italia-Wetter gibt, kann man diese Stunden getrost in einem der vielen Museen in Rom, der Ewigen Stadt, verbringen.

Rom in wenigen Stunden oder Tagen?

Die Frage quälte mich auch. Zu viel wollte ich sehen, zu wenig habe ich geschafft. Ein guter Freund gab mir den Rat, mich zu entscheiden. Antike oder eine andere Ära. So sollte ich nach Möglichkeit meine Sightseeing-Pläne aufteilen. Unter zwei Wochen ginge ohnehin nichts, vier Wochen sind perfekt. Ein schöner Traum für Menschen, die einen Job haben, aber natürlich hat er nicht unrecht. Anstelle an einem Wochenende von Hotspot zu Hotspot zu laufen, entwickelt man natürlich bei einem entspannten Aufenthalt ohne Zeitdruck ein intensiveres Gefühl für eine Stadt wie Rom.

Wenn es euch möglich ist, solltet ihr euch wirklich einen längeren Aufenthalt einplanen. Besonders für größere Sehenswürdigkeiten und angeschlossene Museen geht oftmals ein halber Tag drauf. Warum also nicht einen entspannten Takt: 1 Tag Sightseeing, 1 Tag Bella Italia bei Wein und gutem Essen, 1 Tag Sightseeing, 1 Tag Bella Italia bei einem Konzert oder einem abendlichen Spaziergang über den Petersplatz?

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Noch mit ungewohnt vielen Menschen, die auf den Stufen sitzen …

Kulturgeschichte pur in Rom, der Ewigen Stadt, entdecken

Rom ist eine Stadt, die man nicht unbedingt spontan entdecken sollte. Oder ihr macht bewusst mal einen Tag ohne Plan, aber für viele touristische Höhepunkte gibt es online Eintrittskarten und Timeslots, die man reservieren kann. So könnt ihr mit Daumen mal Phi schon gut planen, wie euer Rom-Trip verlaufen soll. Keine Sorge, vor Ort kommt es garantiert anders. Auch schön, oder?

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Der perfekte Platz für “dolce far niente”, das süße Nichtstun

Natur pur in Rom

Mich faszinieren die vielen Parks mit ihren beeindruckend hohen Bäumen. Die Lustoasen mitten in der Stadt sind auch bei den Einheimischen hoch im Kurs. Die Italiener verbringen ohnehin gern ihren Alltag im Freien. Nicht jeder hängt mit Bier und Popcorn vor dem Fernseher, sondern genießt bella Roma mit seiner ragazza oder der famiglia.

Rom hat also noch mehr zu bieten als verfallene Ruinen und abgebrochene Statuen, wie mancher Kunstbanause sagen würde. Am besten, ihr macht euch auf den Weg, sofern es in absehbarer Zeit dank Corona erlaubt ist, die Grenzen nach Italien zu übertreten und macht euch selbst ein Bild.

Findet heraus, welche Seiten von Rom, der Ewigen Stadt, euch besonders beeindruckt! Oder wart ihr schon dort? Schreibt mir doch euren Geheimtipp oder ein schönes Erlebnis, das ihr mit Rom verbindet. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Venedig vs. Corona

Vor wenigen Monaten klagten die Venezianer über ein Zuviel an Touristen, Müll und Kreuzfahrtschiffen. Venedig vs. Corona zeigt unverhofft die dramatische Kehrseite. Rund 75 Prozent der Venezianer arbeiten im Tourismus und verloren über Nacht quasi ihren Arbeitsplatz. In den Gassen Venedigs ist es still geworden.

Gerade in Italien gab und gibt es noch immer strikte Ausgangssperren, die vielen Venezianern die ohnehin belastende Situation nicht leichter machten. Venedig macht einsam. So könnte der neue Werbespruch lauten. Nicht verwunderlich. Gelten doch die Italiener als sehr kommunikatives Völkchen. Kennt jemand einen Italiener, der gern allein unterwegs ist? Ob in der famiglia oder im ufficio, man ist ständig im Gespräch, im Kontakt.

Einerseits bin ich fasziniert, die Serenissima so verlassen zu erleben. Zum Fotografieren natürlich ein Traum, aber natürlich kann man die extremen Bedingungen nicht verdrängen. Viele haben einige ihrer Liebsten verloren, denn Italiens Todeszahlen sind erschütternd. Dazu kommt die Ungewissheit, wie es mit dem Laden, der Familie und dem Tourismus weitergeht. In diesen Zeiten ist es schön, kleine Zeichen zu erkennen, die Grund für Hoffnung schenken und Freude bereiten.

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Abendstimmung in Venedig

Wenn die Gondeln Trauer tragen …

Die Gondeln werden voraussichtlich nur noch mit maximal vier Fahrgästen besetzt sein. Bisher fanden sechs Personen Platz. Auch hier könnte eine Fahrt mit dem Gondoliere in Zukunft noch teurer sein. Wer weiß, ob nicht der eine oder andere das Handtuch wirft? Ich mag gar nicht dran denken, wie weitreichend die Konsequenzen von Corona weltweit ihren Schatten werfen. Natürlich gilt auch für die Gondolieri Maskenpflicht. An heißen Tagen macht das sicher Spaß, arme Gondolieri.

Ich habe kürzlich mal mit einer Autorenkollegin gesprochen, ob wir in unseren Romanen diese Maskenthematik nun einpflegen sollten oder nicht. Ich habe mich vorerst dagegen entschieden und wehre mich auch vehement gegen Masken-Romantik – außer in Venedig vs. Corona!

Falls ihr Lust bekommen habt, meinen historischen Roman “Nebel über dem Canal Grande” aus Venedig zu lesen. Folgt meiner Heldin Isabella di Conti, die sich in einen der Glasbläser verliebt …

Übrigens, jetzt sind elektronische Gondeln im Gespräch. Ich weiß nicht. Schlagt mich, Klischee hin oder her, aber auch ich mag mich vom Anblick der Gondoliere nicht trennen. Diese wehren sich bereits vehement dagegen. Allein die Lizenz für eine Saison kostet rund 100.000 Euro, von Generation zu Generation wird der Gondelbetrieb weitervererbt und ist mehr als nur ein Klischee Venedigs. Was meint ihr?

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Eine Gondelfahrt auf dem Canal Grande – für viele ein Muss

Tiere erobern die Lagune zurück

Sicher kennt ihr diverse Fotos von Delphinen, die angeblich nach Venedig zurückkehren. Manche der Fotos sind Fake, aber nicht alle. Tatsache ist, dass die Lagune sogar aus dem All deutlich reiner, heller wirkt. Klar, die vielen Kreuzfahrtschiffe, Taxiboote, Vaporetti und Privatyachten sorgten gemeinsam für eine große Belastung. Interessant werden die Satellitenaufnahmen in den kommenden Wochen. Kreuzfahrten dürften voraussichtlich bis Ende Juni gecancelt sein. Somit zeigt sich dann gut, ob das derzeit deutlich klarere Wasser länger bleibt, wenn “nur” Vaporetti und Taxis durch den berühmten Canal Grande fahren. Venedig vs. Corona hat also auch positive Folgen.

Die Venezianer freuen sich sichtlich und stellen viele Videos oder Fotos von den tierischen Überraschungsbesuchen ins Netz. Der Anblick von einem possierlichen Seepferdchen tut doch gut. Denkt man an Katzenvideos, die bei Demenzpatienten sichtlich für Entspannung sorgen!

Mit einer Sichtweite zwischen 50 bis 60 Zentimeter, teils sogar einen Meter, kann man in dem klareren Wasser natürlich auch mehr sehen. Quallen gab es schon immer, aber viele verendeten durch den steigenden Bootsverkehr in den Kanälen. Vor allem der rapide gesunkene Lärmpegel dürfte das Ökosystem Venedigs verändert haben. Wo sonst Millionen Menschen unterwegs sind, herrscht weitgehend Stille. Umso bemerkenswerter ist das Video einer Krake, die vor der Piazzale Roma gesichtet worden war.

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Ciao gabbiano!

Tourismus neu in Venedig vs. Corona

Wie es mit dem Tourismus in Venedig weitergeht? Das steht für viele Hoteliers und die Gondolieri an der Riva degli Schiavoni noch in den Sternen. Elf Millionen Touristen verbuchte die Serenissima 2019. Selbst wenn die Italiener aus dem Norden einen Ausflug nach Venedig machen, reicht das nicht, um die leeren Kassen zu füllen. Gäste wie du und ich aus dem Ausland sind verzweifelt erwünscht, aber solange die Grenzen dicht und die Ansteckungsrate bei Corona nicht zum Erliegen gebracht ist, besteht kaum Hoffnung, wieder ein Gelato am Markusplatz zu essen.

Venedig vs. Corona bedeutet auch später ungewohnte Einschnitte. Beim Fliegen braucht es wie am Flughafengelände die Maske, auch außerhalb des berühmten Karnevals. Im Hotel gibt es, zumindest ist das ein möglicher Plan, kein Frühstücksbuffet mehr, sondern eine Frühstückstasche. Die ausgedehnten Frühstücksorgien vor der Sightseeing-Tour gehören damit der Vergangenheit an.

Experten sehen aber auch ein positives Zeichen, denn airbnb wird diesen Standard an Hygiene, den Hotels erfüllen müssen, nicht gewährleisten können. Umgekehrt bedeutet das aber wohl auch, dass die Hotelpreise wieder ordentlich anziehen werden. Schließlich muss der Verdienstausfall in den vergangenen Wochen zumindest ansatzweise ausgeglichen werden.  

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Wenige Meter Platz zwischen den Fondamenti und dem Schiffsrumpf

Venedig vs. Corona zeigt Folgen bei Wirtschaft und Tourismus

Viele Menschen in Italien, in Venedig, sind verzweifelt und fordern ihren Arbeitsplatz zurück. So fanden sich kürzlich mehrere Dutzend Menschen auf der Rialto-Brücke ein. Kurzarbeit allein reicht nicht zum Überleben in der Lagune, wo allein der Transport aller Lebensmittel und Waren schon in Normalzeiten eine Herausforderung sein kann.

Zuccero spielt am Markusplatz auf

Zuccero, wohl einer der bekanntesten und beliebtesten Sänger Italiens, setzt sich auf seine Weise für Hoffnung ein. Er präsentierte seinen neuen Song “Amore Adesso” (Übersetzt: Liebe Jetzt!) auf der menschenleeren Piazza San Marco, wo sonst hunderte Touristen und Tauben den Platz überfluten.

Der Künstler lud seine Fans ein, den Auftritt gerne in Videos nachzustellen. Im Link hier findet ihr das Original-Video zu Zucceros Auftritt. Beim Anblick des vertrauten Campanile muss ich schon schlucken. Mamma mia, mir fehlt Italien.

Es gab ja inzwischen viele Aktionen wie die Balkonkonzerte, Klatschorgien und vieles mehr, mit dem sich die Italiener Mut zusprechen wollten oder ihre Dankbarkeit zeigten an den übermenschlichen Einsatz vieler Ärzte, Pfleger und anderer Berufsgruppen, die gefordert waren.

Vaporettofahren und Museen

Seit Kurzem gibt es eine App für die Buchung einer Vaporetto-Fahrt. Bedeutet das gleichzeitig das Aus für die praktische Venice Card? Auch in den Museen macht es nun auch Sinn, seine Eintrittskarte vorab zu buchen. Das war bislang auch sehr praktisch, weil man dann ein Zeitfenster hatte und an den endlos langen Warteschlangen entspannt vorbeigehen konnte.

Angedacht sind möglicherweise auch Armbänder, die beim Unterschreiten des Mindestabstands elektronisch warnen. So steht den Touristen, die in den nächsten Monaten wieder in die Serenissima reisen möchten, ein ungewohntes Verhaltensmuster an. Wie sich diese geplanten Maßnahmen tatsächlich in die Praxis umsetzen lassen, bleibt abzuwarten. Wie hierzulande, wo bereits jetzt kaum jemand darauf achtet, Mindestabstand zu halten, fürchte ich, wird es auch in Venedigs Museen und den engen Gassen eine richtige Challenge werden.

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Chiesa di San Giorgio Maggiore

Ich genieße zur Feier des Tages ein Glas Limoncello und träume von meiner nächsten Italien-Reise. Kommenden Sonntag wäre es soweit gewesen … Venedig vs. Corona allerdings muss ich mich vorerst mit einem nicht authentischen Limoncello trösten, der garantiert noch nie eine Zitrone der Amalfiküste gesehen hat.

Wie denkt ihr über die neuesten Entwicklungen in Venedig? Habt ihr vor, die Serenissima zu besuchen? Und wie verändert sich euer Reisebewusstsein? Schreibt mir und teilt ihre Eindrücke gerne hier! Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Mare azzurro

Angesichts der Tatsache, dass wir noch länger auf eine Reise nach Bella Italia warten müssen, entführe ich euch heute und lade euch ein, diesen Ausflug zu genießen. Holt euch ein Glas Chianti oder Limoncello, zieht eure Badesachen an und gut eincremen. Wir steigen auf ein Boot und dann geht`s raus aufs Meer, Mare azzurro wartet auf euch!

Das Meer in Italien ist nicht nur azurblau, sondern auch türkisgrün, aquamarin und vieles mehr. Besonders dramatisch in seiner schönsten Form zeigt sich das auf Sardinien. Wer die Costa Smeralda live erlebt hat, versteht, was ich meine. Natürlich fällt dir bei einer Bootstour auf, dass die Wasseroberfläche sich verändert. Mal ist sie königsblau wie Tinte, dann glitzert und funkelt der Meeresboden türkis. Außerdem spielen besondere Umstände wie Algen oder die Reinheit des Wassers mit.

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Kalabrien am frühen Morgen – später kam die Sonne raus und es wurde richtig heiss

Saubere Meere – nicht nur in Italien bedeutsam

An einem der Strände von Caorle dauerte es, bis ich den Meeresboden entdeckt habe. Das liegt aber nicht am schmutzigen Wasser, sondern schlicht und ergreifend an der Tatsache, dass der sandige Boden das Meer trübt. In Kalabrien allerdings war ich von der Wasserqualität, ausgezeichnet mit der Blauen Flagge, echt beeindruckt. Kristallklar und erfrischend, Mare azzurro abgesehen von den Quallen. Diese possierlichen Tierchen sind ein wichtiger Gradmesser für die Qualität des Meeres.

An einem der schönsten Strände Kalabriens fand ich es enttäuschend, aber andererseits freut man sich. Wo ist das Meer heute noch so klar? Genau. Kaum eine Woche verging vor Corona, wo nicht erschreckende Bildreportagen und Videos zeigten, wie verdreckt die Meere sind.

Nun machen wir uns mal auf den Weg und verlassen den Porto di Mare da Tropea. Wir folgen der Costa Degli Dei und machen Stop in atemberaubend schönen Buchten. Dabei kann man vom Boot aus sehr gut die Steinformationen aus Tuff bewundern, die in mehreren Schichten aufgebaut sind.

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Costa degli Dei – die Küste der Götter

Perfekt für Strandnixen und Freizeitkapitäne

Malerische Höhlen und Wassereinläufe wecken die romantische Ader in mir, aber an vielen Stellen ist das Schwimmen und Tauchen nicht ganz ungefährlich. Ich war selbst erstaunt, als ich eine Unterströmung bemerkte und hielt mich dann lieber in der Nähe des Bootes auf. Das Meer ist tückisch. Es macht also Sinn, sich an einem fremden Ort zu erkundigen, ob man hier gefahrlos schwimmen, schnorcheln oder tauchen kann.

Die Quallen fand ich nicht immer possierlich. Nach einer schmerzhaften Begegnung hielt ich dann respektvoll Abstand. Heute muss ich gestehen, dass ich mich von den kristallklaren Fluten ablenken ließ und nicht an Quallen & Co gedacht habe. Nachträglich erklärte sich für mich auch, warum so viele Menschen im Wasser standen. Das taten sie nicht aus reiner Bewunderung für das Ambiente. Ein Rundumblick auf gut zwei Meter reicht schließlich für ein paar Schwimmbewegungen und dem nächsten Check. 😉

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Fels und Meer – ich kann mich nicht sattsehen

Äolische Inseln und Stromboli

Die Überfahrt zu den Äolischen Inseln und Stromboli erfolgte über ein Schnellboot. Ich genoss diese Fahrt und hatte ein tolles Eck an Bord entdeckt, das mir beim Beobachten des Vulkans bei Nacht gute Sicht bot und tagsüber ein chilliges Plätzchen. Ich liebe diese Fahrten, allerdings war die letzte dann nicht mehr so unbedarft wie vorher. Mir fiel vermehrt das verführerisch funkelnde Plastik auf, das im Meer schwamm. Plastikdosen, Einkaufstüten, Verpackungsmaterial und anderes. Hier sucht man das Mare azzurro vergeblich.

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Abfahrt von Lipari – Äolische Inseln

Ich verstehe das nicht. Hat niemand einen Mülleimer daheim oder findet unterwegs keinen? Ist es wirklich notwendig, Müll im Meer zu entsorgen? Mit dem Wissen, dass meine geliebte Caretta Caretta durch solchen funkelnden Plastikmüll angelockt wird und daran leider meist qualvoll verendet, fand ich auch das Schnellboot nicht mehr ganz so cool. Ich mag gar nicht wissen, wie viele der Meeresschildkröten, die an den kalabrischen Stränden ihre Eier ablegen, von den Motoren der Schnellboote, Katamaranen und Fischerbooten verletzt werden.

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Ich liebe das Meer …

Ahoi Kalabrien und dein Mare azzurro!

Das Mare azzurro ist in Kalabrien quasi vor der Haustür. Einfach in eines der Boote steigen oder am Strand relaxen. Es ist ein Traum und je länger ich darüber nachdenke, desto schwerer wird mein Herz. Wie lange wird es noch dauern, bis ich endlich wieder in Italien bin? Macht ihr euch auch darüber Gedanken? Aber keine Sorge, ich blas jetzt nicht dauernd Trübsal, denn nun zeige ich euch noch die schönsten Aufnahmen. Es gibt kaum etwas Schöneres als einen Sonnenuntergang auf dem Meer.

Vor allem sollte man sich Zeit nehmen. Wer diese findet, sollte sich lieber mal mit einem Fährenboot auf eine der Inseln übersetzen lassen. Der Tagesausflug ist nett, aber es bleibt nicht wirklich ausreichend Zeit, um etwas zu sehen, ohne auf die Uhr zu sehen. Dennoch war der Ausflug mit dem Schnellboot eine gute Gelegenheit, sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen.

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Stromboli – Abfahrt zum Vulkanspektakel

Stromboli und die vulkanischen Strände

Wer nach Stromboli kommt, ist fasziniert von den dunklen Lavastränden. Mir erging es nicht anders. Außerdem strahlt die Insel eine sonderbare Ruhe aus. Verrückt, wenn man bedenkt, dass man sich auf einem noch heute sehr aktiven Vulkan befindet. Über die Äolischen Inseln berichte ich noch in Ruhe in den kommenden Wochen. Eines vorweg: Keine der Inseln ist gleich. Jede für sich hat etwas Besonderes an sich, das man unbedingt selbst entdecken sollte.

Leider machte mir Corona ja einen ordentlichen Strich durch die Rechnung, denn auch mit den Äolischen Inseln war ein Wiedersehen der längeren Art geplant. Hier in Ruhe zu schreiben stelle ich mir sehr fruchtbar vor. Klar, ist doch der Vulkanboden für seine vielfältige Artenvielfalt bekannt. Warum sollte das nicht auch beim Schreiben seine Wirkung zeigen?

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Stromboli – mit seiner berühmten Feuerzunge

Wann ist wieder richtig Sommer?

Ich bleibe optimistisch, noch in diesem Jahr wieder nach Bella Italia zu kommen. Wie und wo und wann? Keine Idee, aber allein davon zu träumen tut gut, finde ich. Sonnenschutz ist immer wichtig, denn man unterschätzt die Kraft der Sonne in Bella Italia. Besonders auf dem Mare Azzurro, also auf dem Boot unterwegs, verspricht Abenteuer pur – Sonnenbrand inklusive für alle, die denken, sie brauchen das nicht.

Bei einem Zwei-Stunden-Ausflug entlang der Küste geht es mit einem Schlauchboot über das Meer. Inkludiert sind mehrere Stopps und eine Runde Sekt/Wein. Je nach Skipper und Gästen an Bord fällt so eine Tour mal sehr chillig aus.

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Hier sieht man einige Höhlenausbuchtungen im Gestein

Es war für mich eine gute Möglichkeit, mal wieder die salzige Luft zu spüren und den Wind in meinen Haaren. Für Tropea speziell: Achtet auf eine Fahrt mit einem alten blauen Segelschiff. Leider wurde meine Tour auf ein Schlauchboot umgebucht, sodass ich nicht das Vergnügen hatte. Ich kann euch nicht sagen, ob die Tour auf dieser Lady wirklich so toll ist, aber immer, wenn ich es auf dem Meer gesehen habe, wollte ich dort auch mal an Bord stehen und Tropea aus dieser Perspektive genießen.

Ich hoffe, ihr habt Lust bekommen, den Strand hinter euch zu lassen? Dann packt die Sonnenbrille ein und zieht die Schuhe aus, wenn ihr an Bord klettert. Macht es euch gemütlich und verratet mir, wo für euch der schönste Fleck Italiens liegt und warum ihr gern auf dem Meer seid? Buono settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Scilla

Wer Italien verstehen möchte, sollte einmal Scilla besuchen. Das idyllische Fischerdorf im Süden von Kalabrien weckt eine unbekannte Sehnsucht und zeigt gleichzeitig, wie entbehrlich und einsam das Leben manchmal sein kann. Einst war Scilla ein Ort des Fischfangs, vor allem der Schwertfisch (pesce spada) dominierte das Haushaltseinkommen der Einwohner.

Heute sind die imposanten Boote mit ihren bis zu 40 Meter hohen Ausgucksplattformen mehr eine Touristenattraktion. Allerdings gibt es außer Scilla nur noch einen Ort in Italien, wo noch Schwertfischfang betrieben wird. Auch, wenn es viele Tierschützer als brutal betrachten, ist es eine der härtesten Fischfangmethoden. Ich hoffe, dass mein Italienisch bald besser wird. Oft habe ich mir gewünscht, die alten Fischer nach ihren aufregenden Fischertagen zu befragen.

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Ein Schwertfischfängerboot auf Fangkurs

Schon die Anfahrt auf Scilla macht kribbelig. Die bevorzugte Lage vor der Meeresenge von Messina ermöglichte dem Ort den damaligen Fischreichtum. Die Strömungen sollten in dieser Region allerdings nicht unterschätzt werden. Dort, wo das Ioische Meer auf das Tyrrhenische Meer trifft, gibt es extreme Unterschiede und gefährliche Strudel.

Das ist einer der Gründe, warum bei dieser Passage die Kreuzfahrtschiffe vor den Äolischen Inseln einen Lotsen an Bord aufnehmen. Nur jemand, der diese gefährlichen Gewässer kennt, sollte sich an das Steuer eines Bootes wagen, ob Ruderboot, Segelyacht oder Kreuzfahrtriese.

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Marina Grande – Die wunderschöne Strandpromenade von Scilla

Scilla besticht durch seine engen, verträumten Gassen und Brunnen, verspielte Katzen und die Liebe zum Meer. Zwischen vielen Häusern befindet sich quasi ein Parkplatz. Allerdings nicht für das Auto, sondern das Boot. Wer sich die Gassen hinauf quält, wird mit einem traumhaften Blick über die Bucht und die Meeresenge belohnt.

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Das Fischerboot ist einsatzbereit …

Auf dem unteren Boot sieht man das Castello Ruffo. Die alte Festung lohnt einen Besuch und verspricht tolle Aufnahmen auf Scilla. Von hier aus kann man auch gut die kreisrunden Fahrten der Schwertfischerboote beobachten.

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Castello Ruffo – eine der ältesten Familien der Welt residierte hier

Schwertfischfang in Scilla

Der traditionelle Schwertfischfang folgt strengen Gesetzen und Richtlinien. Was wie zufällig aussieht, hat durchaus Plan. Zwischen dem Frühjahr und dem Sommer paaren sich die Schwertfische und kommen dadurch gefährlich nahe der Küste. Der Ausgucker gibt Bescheid, sobald er einen Schwertfisch sichtet und dann muss es sehr schnell gehen. Der Harpunier-Mann geht über den gut zehn Meter hinausragenden schwankenden Steg, um die Harpune abzusetzen. Niemand macht unnötige Bewegungen oder Lärm, um die scheuen Tiere nicht vorschnell zu verjagen.

Es ist nicht einfach, einen Schwertfisch zu fangen. Die Tiere jagen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h durch das Meer. Es kann schon mal passieren, dass ein Schwertfisch mit seinem namens gebenden Schwert den Rumpf eines Bootes rammt und regelrecht im Holz feststeckt.

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Ahoi, Schwertfisch in Sicht? Schwindelfrei sollte man unbedingt sein!

Chianalea – der Fischerhafen von Scilla

Wer nach Scilla kommt, lässt meist die Marina Grande rasch hinter sich, bewundert kurz die 600 Meter lange Strandpromenade oder lässt sich in einem gemütlichen Strandcafé eine Erfrischung bringen.

Der Geheimtipp schlechthin bei vielen Gästen ist das historische Fischerviertel Chianalea. Das liegt unmittelbar unter dem Castello Ruffo und besticht durch seine Ruhe. Wenn nicht gerade eine der vielen Reisegruppen durchgeschleust wird. Über das Meer hinausgebaute Holzterrassen von kleinen Restaurants und Cafés laden an, eine Pizza zu genießen oder eines der hervorragenden Fischgerichte zu probieren. Natürlich darf hier auf keiner Speisekarte der Schwertfisch fehlen. Man lauscht der sanften Meeresbrandung und verliert sich in der Betrachtung des Himmels, dem Meer und den blauen Booten, die im Hafen schaukeln. In Chianalea könnte man deutlich länger verweilen und würde sich nicht langweilen.

Kleiner Tipp: Das liebevoll eingerichtete Heimatmuseum von Scilla mag nicht mit einem großen Museum mithalten, doch jeder einzelne Gegenstand stammt aus den umliegenden Häusern und Bewohnern, die ihren Teil zu der Erhaltung der Geschichte Scillas und dem Schwertfischfang etwas beitragen wollten.

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Chianalea – das alte Fischerdorf von Scilla ist einer der touristischen Höhepunkte

Allein bei dem Anblick des herrlichen Grüns der Landschaft mit seinen charakteristischen Hügeln und den kleinen Häusern wird mir warm ums Herz. Wann geht es endlich wieder nach Kalabrien. Ach ja! Wenn euch das Castello Ruffo vertraut erscheint, dann habt ihr als aufmerksame Blogleser recht. Natürlich ist die Familie Ruffo genau jene, die auch meinen Lieblingspalazzo in Tropea besaßen.

Abends genießt man von der Meeresseite aus einen romantischen Blick auf die Costa Viola, die violette Küste. Das liegt an der besonderen blau violetten Färbung der Felsen. Und gegenüber kann man die Äolischen Inseln und Stromboli sehen, ein Traum, oder? Mein Tag in Scilla zeigte noch ein ganz anderes Bild, das die hervorragende Wasserqualität Kalabriens bestätigt. Zum Ansehen sind sie ganz süß, diese Quallen, aber Tage später machte ich gleich Bekanntschaft mit einer und das war dann nicht mehr süß, sondern verdammt schmerzhaft.

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Quallenalarm: Allerdings bestätigen sie die tolle Wasserqualität von Kalabrien.

Weil es so schön war, konnte ich natürlich nicht aufhören, Fotos zu machen. Zum Abschluss des heutigen Blogs findet ihr noch ein paar wunderschöne Aufnahmen. Genießt es bei einem Glas Rotwein oder einem Limoncello. Ein Ausflug nach Scilla sollte in eurer Ausflugsplanung keinesfalls fehlen.

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Blick auf Stromboli

Die Warnung vor den Strudeln und Strömungen gilt auch für die Taucher unter euch. Bitte keinesfalls eure Fähigkeiten unterschätzen, sondern vor Ort erkundigen und besser noch einen erfahrenen Tauch-Buddy mitnehmen. Buono settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Venedig-Tour „piccolo“

Die Sehnsucht nach Italien zu reisen wächst von Tag zu Tag. Leider auch die Gewissheit, dass sich meine Muse noch länger gedulden muss, bis sie wieder vor Ort sein kann. So blättere ich immer öfter in alten Fotoalben und Reiseerinnerungen, genieße die Tagträume. Heute lade ich euch ein, mich auf meiner Venedig-Tour „piccolo“ zu begleiten.

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Wenn das Vaparetto mal leerer, geht es flott dahin! Avanti, capitano!

Haltet euch gut fest, wenn es mit dem Vaporetto vom Lido nach San Marco geht. Trotz des Sonnenscheins ist der Wellengang mitunter rau, aber der andere Blick auf die Lagune ist lohnenswert. Wenn im Dunstschleier an einem warmen Sommertag Venedig immer näher kommt, geht einem das Herz auf. Die Überfahrt vom Lido ins Zentrum von Venedig dauert 15 Minuten. Der Lido ist sehr beschaulich und nett, die Unterkünfte günstiger als in der Serenissima direkt. An schönen Tagen ist die Fahrt mit dem Vaparetto nach Venedig oder wieder zurück ein sehr schönes Erlebnis.

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Die Pfähle dienen als Richtungsstreifen, damit der Schiffsverkehr problemlos funktioniert.
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Bocca di leone – Schon im Mittelalter ein verräterischer Briefkasten

Kaum zu glauben in dieser Idylle, dass es in früheren Zeiten eine Stadt voller Verräter und Denunzianten war. Davon könnten die Bocca di Leone, die steinernen Löwenmäuler, so manches Lied singen. In Coronazeiten wünscht sich so mancher diese Verrat-Intuition zurück, wenn man so mitbekommt, wer sich nicht an Ausgangsbeschränkungen hält.  

Der Zauber der Serenissima offenbart sich …

Venedig steckt voller Geheimnisse. Auf meiner Venedig-Tour „piccolo“ habe ich einiges gesehen und entdeckt. Mal von einer höheren Brücke aus einen traumhaften Blick in einen verschlossenen Garten gewagt oder das Panorama eines Seitenkanals auf mich wirken lassen. Jetzt wäre ein Besuch in der Lagunenstadt ein Traum. Die Gassen menschenleer, die Palazzi ohne Hindernisse fotografieren. So könnte man die Serenissima in Ruhe entdecken und seinen wahren Zauber kennen lernen, fern der Menschenmassen, wie man es normalerweise gewohnt ist.

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Stille Gassen – Die Venezianer leiden unter dem Overtourism

Reisen in “neuer Normalität”

Sobald die Reisebeschränkungen aufgehoben sind, wird es sich zeigen, ob die Reiselust noch vorhanden ist. Allerdings bleibt Bella Italia nach diesen dramatischen Monaten wohl noch über Jahre hinaus ein Land, das besonders unter den Corona-Erkrankungen gelitten hat. Vielfach wird sich der Alltag nicht bei jedem einstellen. Das erfordert von uns Reisenden sehr viel mehr als nur ein großzügiges Trinkgeld und Fingerspitzengefühl.

Es ist aber auch eine Chance, Italien fernab der Touristenströme zu entdecken. Ich recherchiere viel und intensiv, sehe auch die Schattenseiten, aber noch schlimmer sind die Selfie-Touristen, die im Eiltempo durch Venedig hetzen und nichts von der imposanten Geschichte hören wollen. Da wundert es mich dann nicht, wenn mancher ernsthaft denkt, er ist im Venedig-Disneyland gelandet. Traurig, oder?

Ich glaube, die schlimmsten Befürchtungen unserer Regierungen wird für Italiener Wahrheit: Es wird keinen Menschen geben, der nicht in seinem unmittelbaren Umfeld oder dem Freundes- und Arbeitskreis Personen kennt, die infolge einer COVID-19 Erkrankung gestorben sind. Das prägt dieses Land und birgt vielleicht auch einmal die Chance, näher zusammenzurücken.

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Palazzo Ducale – Hinter diesem vermeintlichen Schrank verbirgt sich einer von vielen Geheimgängen.

Ich lese gerade ein sehr tolles Buch von meinem Autorenkollegen Noah Martin, in dem ich dem einzigartigen Malergenie Raffael auf seinem Lebensweg folge. All diese Kriege zwischen den einzelnen Herzogtümern und Kriegsherren. Kein Wunder, dass Italien mit seinen aktuell rund 65 Millionen so vielschichtig, aber auch eigenbrötlerisch ist.

Wer Lust hat, einen sehr gut recherchierten und herrlich unterhaltenden historischen Roman zu lesen, dem sei “Raffael – Das Lächeln der Madonna” herzlich empfohlen. Ich liebe es, abends mit Raffael im Bett zu liegen und mag gar nicht an den nahenden Abschied denken.

Die Feindschaft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden besteht bis heute, aber auch Florenz und Pisa sind sich spinnefeind. Ich bin weder Spion noch Feind, betrachte mich eher als Reisender zwischen den Welten, denn ich fände es schier unmöglich, einer Region Italiens den deutlichen Vorzug zu geben. Toskana, Venetien, Kalabrien, Apulien oder Basilikata? Marken oder Piemont? Unmöglich. Wie seht ihr das? Gibt es Regionen, die euch gar nicht interessieren? Welche Regionen stehen noch auf eurer Wunschliste?

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Einer der schönsten Palazzi Venedigs – Links oben eine typische Loggia

Neben der heutigen Venedig-Tour „piccolo“ mache ich öfter mal so kleine Streifzüge durch italienische Städte und Regionen, um eure Lust auf ein Wiedersehen mit Bella Italia zu schüren und euch die Zeit zu verkürzen. Wie bei Corona sitzen wir alle in einem Boot, machen wir also das Beste daraus und unterstützen uns gegenseitig.

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Gerace – Stadt der hundert Kirchen

Heute entführe ich euch nach Gerace. Das kalabrische Dorf trägt nicht umsonst den Beinamen Stadt der hundert Kirchen, denn tatsächlich verbergen sich in dem idyllischen Gassenlabyrinth viele Kirchengebäude. Schon die Anfahrt ist Balsam für die Seele. Mitten durch die grünen Wälder geht es, bis man aus der Ferne diesen Fels entdeckt. Allerdings dauert es noch einige Zeit, bis sich unser Ausflugsbus dann tatsächlich in der Nähe von Gerace befindet. Die Kurven werden immer mehr, die Straßen immer schmaler. Die Vorfreude auf die Besichtigung steigt ins Unermessliche.

Castello von Gerace – leider nicht zu besichtigen

Gerace mit dem Bummelzug entdecken …

Mit einem kleinen Bummelzug geht es über eine steile Straße hinauf und dann hurtig weiter. Obwohl der Zug nur langsam fährt, hat man kaum Zeit, diese wunderschönen Gassen und Kirchen zu bewundern. Dafür wird man beim nächsten Stopp mit einem imposanten Panorama auf das Ionische Meer belohnt.

Glaubt man der Legende, soll ein Sperber entschieden haben, hier ein Dorf zu bauen. Gut geschützt vor den Angriffen der Sarazenen, denn die exponierte Lage macht Gerace tatsächlich kaum einnehmbar. Aber von einstigen kriegerischen Handlungen sind wir weit entfernt.

Der Bummelzug …

Den wahren Zauber von Gerace entdecken

Nach der unterhaltsamen Bummelzugtour mache ich mich bei herrlichem Sonnenschein allein auf den Weg, um durch den Ort zu streifen. Dieses malerische Fleckchen Erde versetzt mich immer wieder in vergangene Zeiten. Die Geschäfte sind einfach, die Menschen freundlich. Oftmals hätte ich mich beinahe entschuldigt, hier zu sein, denn es ist so eindrucksvoll ruhig. Zumindest, wenn nicht gerade ein Reisebus nach dem anderen kommt.

Ich liebe diese Palazzi in Kalabrien.

Anfangs hatte ich Angst mich zu verlaufen. Eine Gasse nach der anderen lockte noch mehr, weiterzugehen, sich diesem verträumten Labyrinth anzuvertrauen. Nachträglich betrachtet hätte mir nicht viel passieren können, denn das Örtchen ist wirklich überschaubar.

Das Pflaster ist ein weiterer Punkt, der mich zum Stichwort Zeitreisen zurückführt: Wenn ihr dort seid, unbedingt flache Schuhe oder Sportschuhe tragen. Alles andere könnte schmerzhaft bis leichtsinnig enden, denn die unebenen Pflastersteine stammen wirklich aus vergangenen Tagen.

Kleine Tipps für die Entdeckungstour

Wer so gern fotografiert wie ich, kommt in Stress. So viele schöne Momente, die man gern festhalten möchte. Leider kann ich euch hier schweren Herzens nur einige meiner Lieblingsaufnahmen präsentieren. Nach einem entspannten Halt in einem Café, das sichtlich von mehr als einem Dutzend Gästen überfordert ist, aber sehr charmant seine Besucher mit kulinarischen Spezialitäten verwohnt, entdeckte ich zu meiner Überraschung mitten in diesem Idyll zwei Bankomaten. Eigentlich witzig, aber vor allem praktisch. Die Einkäufe an diesem Tag machten es erforderlich, dass ich wieder Bargeld hatte.

In einem kleinen Laden kaufte ich Bergamotte-Saft und ein paar Gläser mit Orangenmarmelade, eine duftende Lavendelseife und noch einiges mehr. Sehr interessant war die kleine „Mini-Ausstellung“ über die Seidenraupe. In Kalabrien gibt es ein Dorf, in dem eine nachhaltige Initiative für die Belebung von alten handwerklichen Traditionen auf die Beine gestellt wurde. Dazu aber mal in einem späteren Blog mehr.

Momentaufnahmen – Einfach zum Genießen!

Den wahren Zauber von Gerace entdecken

Im Stadtzentrum verteilten sich 128 Kirchen. Leider sind davon heute lediglich mehr 17 zu bewundern, aber die „Heilige Stadt Gerace“ ist auch für Einheimische und Gläubige ein beliebter Ausflugsort. Besonders sehenswert ist die Ausstattung der Kirchen, mal prunkvoll, mal schlicht. Auch die Bögen in den engen Gassen und die reichgeschmückten Portale versetzten mich immer wieder ins Staunen.

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Innenhof mit wunderschönen Arkadenbögen

Auch in Tropea findet man viele Portale, aber Gerace ist einen Touch romantischer. Wer Kalabrien in seinem Ursprung erleben möchte, sollte unbedingt eine Tour nach Gerace planen. Von Tropea aus ist das ein Tagesausflug ohne Stress, den man mit den sensationellen Ausgrabungen in Locri optimal verbinden kann.

Der Dom von Gerace – das Highlight

Der Dom mitten im Zentrum ist der größte in Kalabrien. Ein weiterer Grund, warum Gerace wohlverdient zu den schönsten Dörfern in ganz Italien zählt. Umsäumt von der Kirche Santa Maria del Mastro, San Giovannello (einer griechisch-orthodoxen Kirche) sowie der Klosterkirche des Heiligen Franz von Assisi und dem Diözesanmuseum – geweiht wurde der Dom 1045.

Der imposante Bau ist ebenfalls einen Besuch wert. Bei einer Führung erfährt man einiges über die Geschichte des Doms und seiner Bedeutung für die Menschen in Gerace.

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Gerace – Der größte Dom Kalabriens und das wunderschöne Portal mit der Sonnenuhr

Borgo Incantato – Ein verzaubertes Dorf namens Gerace

Das internationale Festival „Borgo Incantato“ zeigt die kalabrische Straßenkunst. Künstler und interessiertes Publikum treffen hier aufeinander. Das Fest ist ein guter Zeitpunkt, Gerace aus einer anderen Perspektive kennenzulernen und mehr Zeit dort zu verbringen. Ich dachte an manchen Ecken öfter, wie traumhaft schön müsste es hier abends sein. Wenn das Licht auf die Pflasterscheine fällt und Musik aus den offenen Fenstern klingt.

Beim „Borgo Incantato“ kann man dann neue Bekanntschaften knüpfen, die kalabrischen Weine und Gerichte probieren. Der Greco di Gerace ist ein 17-prozentiger Likörwein aus griechischen Trauben. Ein wohlschmeckender Tropfen, den man nicht allein trinken sollte. Übrigens leben außerhalb der Stadtmauern noch heute Tonhandwerker und Bauern. In den tuffsteinausgehöhlten Grotten arbeiten und leben (ähnlich wie in Matera) Tonhandwerker. Diese Handwerkskunst florierte besonders im 16. und 17. Jahrhundert.

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Von der Porta del Sole hat man einen fantastischen Blick auf die Häuser Geraces außerhalb des Stadtzentrums

Vermisst ihr Italien auch?

Ich hoffe, euch hat der Ausflug nach Gerace heute ebenso viel Spaß gemacht wie mir! Leider haben sich meine Reisepläne 2020 dank Corona ja wahrscheinlich komplett erledigt. Es bleibt abzuwarten, ob der Herbst auch noch mit Reisebeschränkungen und Verboten läuft.

Ich vermisse Italien. Offenbar bin ich schon so gern dort unterwegs, dass mir jetzt gerade die Lektüre italienischer Bücher, die Musik, das Erlernen der Sprache und ein Aperol Spritz nicht reichen, um diese Sehnsucht zu stillen.

Trotzdem oder gerade deshalb wünsche ich den Italienern weiterhin viel Kraft zum Durchhalten. Es wird sicher anders sein nachher, in vielen Bereichen, aber ich glaube, dass der Tourismus dankbar ist für jeden Gast. Sicherheit vorausgesetzt, keine Frage. Ich persönlich vermisse das Meer. Das gibt es in Österreich nicht, so schön es auch ist in meinem Land. Vielleicht kennt ihr das exklusive Magazin zum Blog noch gar nicht? Einfach mal reinlesen!

In diesem Sinne: Forza Italia! Und ihr passt auf euch und eure Lieben auf, bleibt gesund und danke, dass ihr meinen Blog so regelmäßig liest und weiterempfiehlt! Andra tutto bene! Io resto a casa, e tu?

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!