Die Sehnsucht nach Italien zu reisen wächst von Tag zu Tag. Leider auch die Gewissheit, dass sich meine Muse noch länger gedulden muss, bis sie wieder vor Ort sein kann. So blättere ich immer öfter in alten Fotoalben und Reiseerinnerungen, genieße die Tagträume. Heute lade ich euch ein, mich auf meiner Venedig-Tour „piccolo“ zu begleiten.

Haltet euch gut fest, wenn es mit dem Vaporetto vom Lido nach San Marco geht. Trotz des Sonnenscheins ist der Wellengang mitunter rau, aber der andere Blick auf die Lagune ist lohnenswert. Wenn im Dunstschleier an einem warmen Sommertag Venedig immer näher kommt, geht einem das Herz auf. Die Überfahrt vom Lido ins Zentrum von Venedig dauert 15 Minuten. Der Lido ist sehr beschaulich und nett, die Unterkünfte günstiger als in der Serenissima direkt. An schönen Tagen ist die Fahrt mit dem Vaparetto nach Venedig oder wieder zurück ein sehr schönes Erlebnis.


Kaum zu glauben in dieser Idylle, dass es in früheren Zeiten eine Stadt voller Verräter und Denunzianten war. Davon könnten die Bocca di Leone, die steinernen Löwenmäuler, so manches Lied singen. In Coronazeiten wünscht sich so mancher diese Verrat-Intuition zurück, wenn man so mitbekommt, wer sich nicht an Ausgangsbeschränkungen hält.
Der Zauber der Serenissima offenbart sich …
Venedig steckt voller Geheimnisse. Auf meiner Venedig-Tour „piccolo“ habe ich einiges gesehen und entdeckt. Mal von einer höheren Brücke aus einen traumhaften Blick in einen verschlossenen Garten gewagt oder das Panorama eines Seitenkanals auf mich wirken lassen. Jetzt wäre ein Besuch in der Lagunenstadt ein Traum. Die Gassen menschenleer, die Palazzi ohne Hindernisse fotografieren. So könnte man die Serenissima in Ruhe entdecken und seinen wahren Zauber kennen lernen, fern der Menschenmassen, wie man es normalerweise gewohnt ist.

Reisen in “neuer Normalität”
Sobald die Reisebeschränkungen aufgehoben sind, wird es sich zeigen, ob die Reiselust noch vorhanden ist. Allerdings bleibt Bella Italia nach diesen dramatischen Monaten wohl noch über Jahre hinaus ein Land, das besonders unter den Corona-Erkrankungen gelitten hat. Vielfach wird sich der Alltag nicht bei jedem einstellen. Das erfordert von uns Reisenden sehr viel mehr als nur ein großzügiges Trinkgeld und Fingerspitzengefühl.
Es ist aber auch eine Chance, Italien fernab der Touristenströme zu entdecken. Ich recherchiere viel und intensiv, sehe auch die Schattenseiten, aber noch schlimmer sind die Selfie-Touristen, die im Eiltempo durch Venedig hetzen und nichts von der imposanten Geschichte hören wollen. Da wundert es mich dann nicht, wenn mancher ernsthaft denkt, er ist im Venedig-Disneyland gelandet. Traurig, oder?
Ich glaube, die schlimmsten Befürchtungen unserer Regierungen wird für Italiener Wahrheit: Es wird keinen Menschen geben, der nicht in seinem unmittelbaren Umfeld oder dem Freundes- und Arbeitskreis Personen kennt, die infolge einer COVID-19 Erkrankung gestorben sind. Das prägt dieses Land und birgt vielleicht auch einmal die Chance, näher zusammenzurücken.

Ich lese gerade ein sehr tolles Buch von meinem Autorenkollegen Noah Martin, in dem ich dem einzigartigen Malergenie Raffael auf seinem Lebensweg folge. All diese Kriege zwischen den einzelnen Herzogtümern und Kriegsherren. Kein Wunder, dass Italien mit seinen aktuell rund 65 Millionen so vielschichtig, aber auch eigenbrötlerisch ist.
Wer Lust hat, einen sehr gut recherchierten und herrlich unterhaltenden historischen Roman zu lesen, dem sei “Raffael – Das Lächeln der Madonna” herzlich empfohlen. Ich liebe es, abends mit Raffael im Bett zu liegen und mag gar nicht an den nahenden Abschied denken.
Die Feindschaft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden besteht bis heute, aber auch Florenz und Pisa sind sich spinnefeind. Ich bin weder Spion noch Feind, betrachte mich eher als Reisender zwischen den Welten, denn ich fände es schier unmöglich, einer Region Italiens den deutlichen Vorzug zu geben. Toskana, Venetien, Kalabrien, Apulien oder Basilikata? Marken oder Piemont? Unmöglich. Wie seht ihr das? Gibt es Regionen, die euch gar nicht interessieren? Welche Regionen stehen noch auf eurer Wunschliste?

Neben der heutigen Venedig-Tour „piccolo“ mache ich öfter mal so kleine Streifzüge durch italienische Städte und Regionen, um eure Lust auf ein Wiedersehen mit Bella Italia zu schüren und euch die Zeit zu verkürzen. Wie bei Corona sitzen wir alle in einem Boot, machen wir also das Beste daraus und unterstützen uns gegenseitig.

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!
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