Heute entführe ich euch nach Gerace. Das kalabrische Dorf trägt nicht umsonst den Beinamen Stadt der hundert Kirchen, denn tatsächlich verbergen sich in dem idyllischen Gassenlabyrinth viele Kirchengebäude. Schon die Anfahrt ist Balsam für die Seele. Mitten durch die grünen Wälder geht es, bis man aus der Ferne diesen Fels entdeckt. Allerdings dauert es noch einige Zeit, bis sich unser Ausflugsbus dann tatsächlich in der Nähe von Gerace befindet. Die Kurven werden immer mehr, die Straßen immer schmaler. Die Vorfreude auf die Besichtigung steigt ins Unermessliche.

Castello von Gerace – leider nicht zu besichtigen

Gerace mit dem Bummelzug entdecken …

Mit einem kleinen Bummelzug geht es über eine steile Straße hinauf und dann hurtig weiter. Obwohl der Zug nur langsam fährt, hat man kaum Zeit, diese wunderschönen Gassen und Kirchen zu bewundern. Dafür wird man beim nächsten Stopp mit einem imposanten Panorama auf das Ionische Meer belohnt.

Glaubt man der Legende, soll ein Sperber entschieden haben, hier ein Dorf zu bauen. Gut geschützt vor den Angriffen der Sarazenen, denn die exponierte Lage macht Gerace tatsächlich kaum einnehmbar. Aber von einstigen kriegerischen Handlungen sind wir weit entfernt.

Der Bummelzug …

Den wahren Zauber von Gerace entdecken

Nach der unterhaltsamen Bummelzugtour mache ich mich bei herrlichem Sonnenschein allein auf den Weg, um durch den Ort zu streifen. Dieses malerische Fleckchen Erde versetzt mich immer wieder in vergangene Zeiten. Die Geschäfte sind einfach, die Menschen freundlich. Oftmals hätte ich mich beinahe entschuldigt, hier zu sein, denn es ist so eindrucksvoll ruhig. Zumindest, wenn nicht gerade ein Reisebus nach dem anderen kommt.

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Ich liebe diese Palazzi in Kalabrien.

Anfangs hatte ich Angst mich zu verlaufen. Eine Gasse nach der anderen lockte noch mehr, weiterzugehen, sich diesem verträumten Labyrinth anzuvertrauen. Nachträglich betrachtet hätte mir nicht viel passieren können, denn das Örtchen ist wirklich überschaubar.

Das Pflaster ist ein weiterer Punkt, der mich zum Stichwort Zeitreisen zurückführt: Wenn ihr dort seid, unbedingt flache Schuhe oder Sportschuhe tragen. Alles andere könnte schmerzhaft bis leichtsinnig enden, denn die unebenen Pflastersteine stammen wirklich aus vergangenen Tagen.

Kleine Tipps für die Entdeckungstour

Wer so gern fotografiert wie ich, kommt in Stress. So viele schöne Momente, die man gern festhalten möchte. Leider kann ich euch hier schweren Herzens nur einige meiner Lieblingsaufnahmen präsentieren. Nach einem entspannten Halt in einem Café, das sichtlich von mehr als einem Dutzend Gästen überfordert ist, aber sehr charmant seine Besucher mit kulinarischen Spezialitäten verwohnt, entdeckte ich zu meiner Überraschung mitten in diesem Idyll zwei Bankomaten. Eigentlich witzig, aber vor allem praktisch. Die Einkäufe an diesem Tag machten es erforderlich, dass ich wieder Bargeld hatte.

In einem kleinen Laden kaufte ich Bergamotte-Saft und ein paar Gläser mit Orangenmarmelade, eine duftende Lavendelseife und noch einiges mehr. Sehr interessant war die kleine „Mini-Ausstellung“ über die Seidenraupe. In Kalabrien gibt es ein Dorf, in dem eine nachhaltige Initiative für die Belebung von alten handwerklichen Traditionen auf die Beine gestellt wurde. Dazu aber mal in einem späteren Blog mehr.

Momentaufnahmen – Einfach zum Genießen!

Den wahren Zauber von Gerace entdecken

Im Stadtzentrum verteilten sich 128 Kirchen. Leider sind davon heute lediglich mehr 17 zu bewundern, aber die „Heilige Stadt Gerace“ ist auch für Einheimische und Gläubige ein beliebter Ausflugsort. Besonders sehenswert ist die Ausstattung der Kirchen, mal prunkvoll, mal schlicht. Auch die Bögen in den engen Gassen und die reichgeschmückten Portale versetzten mich immer wieder ins Staunen.

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Innenhof mit wunderschönen Arkadenbögen

Auch in Tropea findet man viele Portale, aber Gerace ist einen Touch romantischer. Wer Kalabrien in seinem Ursprung erleben möchte, sollte unbedingt eine Tour nach Gerace planen. Von Tropea aus ist das ein Tagesausflug ohne Stress, den man mit den sensationellen Ausgrabungen in Locri optimal verbinden kann.

Der Dom von Gerace – das Highlight

Der Dom mitten im Zentrum ist der größte in Kalabrien. Ein weiterer Grund, warum Gerace wohlverdient zu den schönsten Dörfern in ganz Italien zählt. Umsäumt von der Kirche Santa Maria del Mastro, San Giovannello (einer griechisch-orthodoxen Kirche) sowie der Klosterkirche des Heiligen Franz von Assisi und dem Diözesanmuseum – geweiht wurde der Dom 1045.

Der imposante Bau ist ebenfalls einen Besuch wert. Bei einer Führung erfährt man einiges über die Geschichte des Doms und seiner Bedeutung für die Menschen in Gerace.

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Gerace – Der größte Dom Kalabriens und das wunderschöne Portal mit der Sonnenuhr

Borgo Incantato – Ein verzaubertes Dorf namens Gerace

Das internationale Festival „Borgo Incantato“ zeigt die kalabrische Straßenkunst. Künstler und interessiertes Publikum treffen hier aufeinander. Das Fest ist ein guter Zeitpunkt, Gerace aus einer anderen Perspektive kennenzulernen und mehr Zeit dort zu verbringen. Ich dachte an manchen Ecken öfter, wie traumhaft schön müsste es hier abends sein. Wenn das Licht auf die Pflasterscheine fällt und Musik aus den offenen Fenstern klingt.

Beim „Borgo Incantato“ kann man dann neue Bekanntschaften knüpfen, die kalabrischen Weine und Gerichte probieren. Der Greco di Gerace ist ein 17-prozentiger Likörwein aus griechischen Trauben. Ein wohlschmeckender Tropfen, den man nicht allein trinken sollte. Übrigens leben außerhalb der Stadtmauern noch heute Tonhandwerker und Bauern. In den tuffsteinausgehöhlten Grotten arbeiten und leben (ähnlich wie in Matera) Tonhandwerker. Diese Handwerkskunst florierte besonders im 16. und 17. Jahrhundert.

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Von der Porta del Sole hat man einen fantastischen Blick auf die Häuser Geraces außerhalb des Stadtzentrums

Vermisst ihr Italien auch?

Ich hoffe, euch hat der Ausflug nach Gerace heute ebenso viel Spaß gemacht wie mir! Leider haben sich meine Reisepläne 2020 dank Corona ja wahrscheinlich komplett erledigt. Es bleibt abzuwarten, ob der Herbst auch noch mit Reisebeschränkungen und Verboten läuft.

Ich vermisse Italien. Offenbar bin ich schon so gern dort unterwegs, dass mir jetzt gerade die Lektüre italienischer Bücher, die Musik, das Erlernen der Sprache und ein Aperol Spritz nicht reichen, um diese Sehnsucht zu stillen.

Trotzdem oder gerade deshalb wünsche ich den Italienern weiterhin viel Kraft zum Durchhalten. Es wird sicher anders sein nachher, in vielen Bereichen, aber ich glaube, dass der Tourismus dankbar ist für jeden Gast. Sicherheit vorausgesetzt, keine Frage. Ich persönlich vermisse das Meer. Das gibt es in Österreich nicht, so schön es auch ist in meinem Land. Vielleicht kennt ihr das exklusive Magazin zum Blog noch gar nicht? Einfach mal reinlesen!

In diesem Sinne: Forza Italia! Und ihr passt auf euch und eure Lieben auf, bleibt gesund und danke, dass ihr meinen Blog so regelmäßig liest und weiterempfiehlt! Andra tutto bene! Io resto a casa, e tu?

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!