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Autorin im Corona-Wahnsinn

Wer meinen Blog regelmäßig liest, hat bereits gemerkt, dass die letzten Wochen etwas unruhig verlaufen sind. Nicht jeden Dienstag ging pünktlich um 18 Uhr ein neuer Blogartikel online. Das tut mir leid, denn mein Bella Amore Mio – Italienblog – Autorenblog liegt mir sehr am Herzen.

Allerdings auch das Schreiben und das Reisen. Letzteres kam in diesem Jahr definitiv zu kurz. Mein heutiger Blogbeitrag “Autorin im Corona-Wahnsinn” entführt euch hinter die Kulissen direkt an meinen Schreibtisch.

Lektorat, Schreiben und Texten

Nachdem das Reisen nach Bella Italia in den letzten Monaten mehr von Stornos gekrönt war, könnte man denken, mir bliebe mehr Zeit zum Schreiben. Sagen wir mal so, die Auftragslage für mich als Texterin lief nach einem kurzen Knick wegen der ausgefallenen Kreuzfahrten und der damit verbundenen Reiseportalsaufträge wieder relativ gut an. Allerdings wollte ich meine langjährige Erfahrung noch gewinnbringender einbringen.

So setzte ich als Autorin im Corona-Wahnsinn einen lang gehegten Traum um und startete als Lektorin für Selfpublisher, Debütautoren und Digitalverlage um. Und das läuft wirklich sehr gut. Die Kehrseite der Medaille: Meine Schreibzeit leidet darunter oder anders ausgedrückt, Zeitmanagement ist für mich eine Herausforderung sondergleichen.

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Einer meiner liebsten Artikel im Bellaamoremio-Italienblog

Titel für Florenz-Roman steht fest

Inzwischen hat sich das Lektorat vom Gmeiner Verlag gemeldet mit erfreulichen News. Der Erscheinungstermin für meinen historischen Florenz-Roman wird der 14. Juli 2021 ein. Ich träume von einer Release-Party live aus Florenz, aber wenn dann der Termin kurzfristig verschoben wird?

Auch der Titel steht nach der Verlagskonferenz fest: “Die Muse des Baumeisters” orientiert sich sehr stark an meinem geliebten Arbeitstitel und ist sehr stimmig, oder? Schließlich hat Filippo Brunelleschi ja nicht nur die Kuppel vom Florentiner Dom entworfen, sondern hinterließ in Florenz sehr viele andere Bauwerke.

Venedig oder Florenz?

Meine Agentin schickte kürzlich ein Feedback zu einem anderen historischen Roman von mir, der in Meißen spielt. Eine schöne Rückmeldung, die Leseprobe gefiel sehr gut. Natürlich ist noch was zu tun, aber ein anderes “Problem” tat sich auf. Als möglicher Nachfolgeroman für den Gmeiner Verlag wird das Buch nicht geeignet sein.

Nun kommt ein weiterer historischer Venedig-Roman ins Spiel, den ich überarbeiten möchte. Die letzte Kontrolle ist länger her und ich weiß, auch ich habe mich schreiberisch weiterentwickelt und sehe manches anderes. Das tut dem Manuskript sicher gut, denn es wäre natürlich schön, einen weiteren Herzensroman beim Gmeiner Verlag abzuliefern. Florenz wird dort geliebt, Lektorat, Vertrieb und Marketing freuen sich auf das Buch und das ist für mich als Autorin gerade bei diesem Roman wie Balsam.

“Die Muse des Baumeisters” war das letzte Buch, das ich vor dem Tod meiner Mutter bearbeitet hatte und als sie starb, brach etwas in mir … Ich konnte nicht mehr. Nicht mehr leben. Nicht mehr schreiben. Es brauchte Jahre, bis ich dieses Erlebnis verarbeiten konnte und noch mehr, bis ich überhaupt wieder zum Schreiben fand. Darum war ich auch so glücklich, dass ausgerechnet der historische Florenz-Roman mit so viel Liebe vom Verlag aufgenommen wurde.

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Schnappschuss in vergangene Jahrhunderte …

Firenze-Romanideen und Reisepläne …

Eine weitere Alternative ist ein älterer historischer Florenz-Stoff. Für diesen muss ich aber nach so vielen anderen Projekten grundsätzlich wieder neu starten mit Recherchen. Es bleibt also spannend in den nächsten Monaten, wo es die Autorin im Corona-Wahnsinn hintreibt.

Nach meiner kürzlichen Auszeit an einem Kärntner See zieht es mich gleich weiter, aber die aktuellen Corona-Zahlen machen es – abgesehen vom gesunden Menschenverstand – schwer, ein Reiseziel zu finden. Wien ist ja offenbar der Hot-Hotspot und erst heute gesellte sich ein weiteres Land dazu, um Wien auf die Sperrliste zu setzen.

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Lido Venezia – ungewohnt ruhig …

Bella Italia-Feeling: In kleinen Dosen

Beim Schreiben genieße ich den Live-Effekt, der ja derzeit nicht möglich ist. Allerdings ist das Schreiben vor Ort sehr motivierend und inspirierend. Deshalb versuche ich mich wieder in Italien “einzuleben”. Nächste Woche sollte auch mein Italienisch-Kurs an der VHS wieder losgehen. Das im Sommer geplante Wiederholen funktionierte aufgrund der Auftragslage leider gar nicht.

Dokus, Musik und ganz viel Amore, Limoncello und Tarantella waren und sind so meine kleinen Dosen Bella Italia. Diese brauche ich für das Schreiben wie die Luft zum Atmen. Und ja, es bleibt die Überlegung, mal eine ordentliche Schreibzeit zu planen. Also eine Zeit, in der ich ungestört an einem Manuskript arbeiten kann, ohne mir über die Texte anderer den Kopf zu zerbrechen.

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Sonnenuntergang in Bella Italia

Leider liebe ich diesen Mix allerdings auch sehr, denn das Lektorat und Korrektorat an fremden Manuskripten schärft auch meinen eigenen Blick, motiviert mich.

Ich hoffe, euch hat dieser Exkurs in meinen aktuelles Autorenleben Spaß gemacht. Habt ihr Fragen? Dann her damit. Inzwischen wünsche ich euch wie immer Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Corona in Roma

Rom ist eine der schönsten Städte Italiens, allerdings hinterließ Corona in Roma seine eigenen Spuren. Viele Plätze und Sehenswürdigkeiten kennt man bislang nur mit Massen an Touristen. Dieser Tage ist alles anders …

Wer Rom in Ruhe entdecken möchte, hatte eine gute Gelegenheit, aber es war manchmal mit Schattenseiten verbunden. Die vermutete Gastfreundlichkeit der Römer und die damit verbundene Erwartung, als zahlender Gast herzlich empfangen zu werden, stellt sich in vielen Restaurants als Fehlglaube heraus. Entweder gibt es Ecken, die den Italienern und speziell den Römern vorbehalten sind – oder es gibt ihn, den unfreundlichen Cameriere, den mürrischen Kellner, wie er im Buche steht.

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Ich liebe diese Engel …

Italien und der Corona-Wahnsinn

Die Einheimischen nutzen die seltene Chance, mal selbst Tourist zu spielen. Anders lassen sich von Experten die steigenden Infektionszahlen nicht erklären. Auch am berühmten Feiertag #ferragosto ließ es sich wohl auch trotz “Corona in Roma” oder in Apulien niemand nehmen, an einer Prozession teilzuhaben. Bella italia! Ich liebe dieses Land mit all seinen schwachen und hellen Momenten.

Kürzlich sah ich wieder den begnadeten Film “Gladiator” mit Russel Crowe, in dem die Ära der Gladiatoren von allen Seiten beleuchtet wird. Trotzdem war ich verführt, zwischen Film und Echtzeit zu unterscheiden, mich von der Faszination wie Sehenswürdigkeiten wie dem Kolloseum oder der Piazza Venezia nicht mitreißen zu lassen. Diese atemberaubenden Bauten in ihren eindrucksvollen Ausmaßen ist einer der Gründe, warum ich immer wieder atemlos durch die Gassen Roms spaziere und nicht genug davon bekommen kann.

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Kaum Menschen …

Petersdom und Vatikan

Der Petersplatz und der Vatikan zählen neben dem Kolloseum zu den absoluten Highlights für eine Rom-Reise. Dank Corona in Roma gab es auch hier bedeutend weniger Schlangen an den Eingangskassen. Allerdings, vor dem Pantheon brauchte es doch Geduld oder die Erkenntnis, diesen eindrucksvollen Tempel an einem anderen Tag zu besichtigen.

Für den Petersdom und die Museen des Vatikans solltet ihr unbedingt ausreichend Zeit einplanen. Nur mal schnell durchhuschen ist nicht. Und es wäre schade, denn die Preise sind nicht unbedingt so “Peanuts”. Also, wenn ihr Rom besuchen möchtet, dann gleich mit vollem Einsatz. Flache Schuhe, genügend Trinken und ein paar Brocken Italiano erleichtern das Leben deutlich in bella Roma.

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Ein Wahnsinnsfoto … bella Roma!

Parli italiano?

Leider verlief mein Sommer nicht wie geplant. Statt jede Woche brav eine Lektion in meinem Italiano-Kursbuch zu wiederholen, blieb es eher liegen. So sieht es auch mit meinen bisher erworbenen Sprachkenntnissen traurig aus.

Nun hat sich eine liebe Freundin ein Herz gefasst und wir haben den Entschluss gefasst, uns nicht länger mit der Entscheidung zu quälen, in welchen Kurs wir ab Herbst einsteigen. Wir machen due corsi italiani. Perfetto. Einerseits, um tatsächlich Basics zu wiederholen und andererseits, um auf dem inzwischen 3. Kurs nun auch auf den vorhandenen, aber hoffentlich nur verschütt gegangenen Kenntnissen aufzubauen.

2 x Italienisch in einer Woche = 3 Stunden. Da MUSS doch selbst bei meinem Mörderstress etwas hängen bleiben. Eigentlich positiver Stress, denn mein Lektoratsjob hat sich in den letzten Monaten toll entwickelt und ist ein echter Fixpunkt geworden. Normalerweise wäre das super, denn auf Reisen kann ich das Schreiben, das Lektorieren und das Bella-Italia-genießen perfetto kombinieren.

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Viele monumenti sind aber durch Absperrungen und Barrikaden “verschandelt” …

Ich freue mich auf diese Herausforderung, denn eigentlich wäre ich seit gestern längst in Amalfi. Oh ja, genau, mein Herz blutet, während ich diese Zeilen schreibe und ihr denkt sicher, gönn dir einen Limoncello oder gleich mehrere. ! Auch Apulien ist gecancelt für 2020.

Schwere Entscheidung, aber wie schon mit dem Corona in Roma war eine fix geplante Reise nur schwer vorhersehbar. Und ehrlich gesagt, abgesehen von den Umständen vergrämt mir das ständige Masken tragen auch die Lust an Fotos für den Blog.

Italia, mia amore!

Selbst die Spanische Treppe, die ich bislang nur voll mit Menschen kannte, bot einen recht einsamen Eindruck. Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, um entspannte Mini-Reportagen zu drehen. Niemand, der durchs Bild läuft oder dessen Rufe den eigenen Vortrag unterbrechen … Seufz, Corona in Roma hat wirklich deutliche Spuren hinterlassen und wer weiß, wie viele kleine Bars und Cafés dieses Jahr überleben.

Italien sehen … und sterben?

Naturalmente no! Gerade in Italien hat man das Gefühl, die Italiener haben aus der Situation gelernt. Anders als in Deutschland oder Österreich achten mehr Leute auf den Mindestabstand und tragen die Masken ohne Widerstand an Plätzen, wo es eng wird oder in den Museen. Nervig, ja?

Aber angesichts der dramatischen Todeszahlen, die bis in den Mai die Schlagzeilen weltweit dominiert hatten, freut sich meinerseits, dass es wieder Hoffnung gibt. Nicht nur für mich, um wieder auf Reisen zu gehen. Auch für so viele liebe Menschen, die ich in Italien kenne, die Arbeit haben und ihre Familie ernähren können. Sie sind optimistischer, was die kommenden Monate angeht.

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Engelsburg … die Wolken wirken wie ein böses Omen. Corona in Roma 2020

Corona in Roma, aber auch in Venedig, wo sogar der Bürgermeister wieder ein Ablegen der Kreuzfahrtschiffe fordert, während sich die Bewohner von Stromboli über die dreisten Ausflugsboots-Attacken ärgern, die wie bis letztes Jahr die kleine Insel geradezu überschwemmen. Ihr seht, ein Italien ist wie einst geteilt in ihren Ansichten.

Italien ist und bleibt ein Rätsel, ein Phänomen, aber auch ein Land, das einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat. Und ich freue mich schon auf die Zeit, wo ich endlich wieder in bella calabria an meinen nächsten Romanen arbeiten kann und Corona wie ein Fluch aus vergangenen Zeiten anmutet …

Wart ihr nun unterwegs oder habt ihr euer Fernweh mit Limoncello und dem Duft frisch gepresster Zitronen gestillt? Wie habt ihr die Italiener während eurer Corona-Reisen erlebt? Ich freue mich auf eure Kommentare und wünsch wie immer eine – Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Kreuzfahrtschiffe in Venedig

Hm, die Schlagzeilen der letzten Tage verkünden für die Serenissima eine frohe Botschaft: NO Kreuzfahrtschiffe in Venedig. Zumindest bis Ende des Jahres soll dieses Wunder andauern. In anderen Häfen wie Genua sieht die Lage anders aus.

Bleibt die Frage, hat der endlose Kampf der no grande navi-Organisation überhaupt einen Sinn? Nachdem die Luft sich nachweislich verbessert hat, das Wasser im Canal Grande in den letzten Monaten klarer war – da rief niemand mehr nach den Abfahrten der Kreuzfahrtschiffe über den Guidecca Kanal.

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Das Corona-Jahr hat anfangs viel verändert …

Venedig mal anders …

Inzwischen höre ich von vielen Freunden und Blog-Besuchern, sie wären problemlos in Bella Italia unterwegs und ich frage mich, warum bleibe ich eigentlich daheim? Ich seufze, wenn ich etwas von Italien höre, tröste mich abends mit einem Gläschchen Limoncello und könnt heulen …

Ich hasse Corona. Und selbst am Lido, wo die Kreuzfahrtschiffe in Venedig sichtbar vorbeizogen wie leuchtende Diskotheken, werden die Klagen laut, wo bleiben die Touristen? Tja, Touristen ja, Overtourism in Venedig nein? Es ist ein schwieriges Thema, zumal gerade Italien ein Land ist, das von Corona bereits seit März sehr beherrscht wird. Der Tourismus brach gänzlich zusammen. Anders als in Kroatien, wo die Saison doch etwas anlief, sieht man sich in Italien noch weit von einem “normalmente vacanze” ab.

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Ti amo Italia!

Ich will nach Bella Italia!!!

Was also tun? Weiterhoffen, dass irgendwann so etwas wie Normalität zurückkehrt? Aber was ist “normal” für Venedig? Sobald die Kreuzfahrtschiffe in Venedig wieder auslaufen, stürmen Dutzende, Hunderte, Tausende Passagiere die Altstadt und dann geht das Klagen der Venezianer von vorne los. Bleiben die Kreuzfahrttouristen aus, freuen sich die Touristen, die Venedig für ein paar Tage mehr besuchen.

Doch dank Corona befinden sich vor allem italienische Urlauber am Lido, in der Serenissima oder in Roma. Für viele ist es ein denkwürdiger Urlaub. Meine allerliebste und beste Italiano-Lehrerin genoss die Tage in der Heimat bei ihrer Familie. Für sie war es ungewohnt und schön, ihre Heimatstadt Rom so ungewohnt touristenfrei zu erleben. Aber auch etwas eigenartig, meinte sie.

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Ab 2022 geht der Wahnsinn weiter …

Italia, mia amore!

Eigentlich wollte ich heute einen schönen Blogartikel schreiben, aber irgendwie verschwört sich alles. Nachdem ich letzte Woche keine Chance dazu hatte, wollte ich mich heute ins Zeug legen. Leider dürfte beim Überspielen auf den neuen Laptop mit den Fotos etwas nicht so ganz geklappt haben. Hm, irgendwie … Corona ist an allem schuld. 😉

Auch läuft das Lektorat gut an. Das kostet Zeit, macht aber großen Spaß. Anderen Autoren zu helfen, beflügelt mich auch bei meinen eigenen Projekten sehr. Und dann kommen Ideen, das bedeutet Arbeit. Denken und plotten, kreativ sein und strukturiert arbeiten in einer Zeit, in der man nicht immer die Ruhe findet … in Kalabrien habe ich das geliebt, das Entwickeln von Figuren, neuen Szenen, das Schreiben vor Ort. Aber im heißen Wohnzimmer mit dem Ventilator macht das nur halb so viel Spaß, da hilft auch ein zweites Glas Limoncello nicht wirklich.

Italien sehen … und sterben?

Ich kann es nicht erklären, aber seit den Reisen nach Kalabrien hat sich bei mir ein kleines Steinchen ins Herz genistet. Das Gefühl von unstillbarer Sehnsucht, wenn ich den Stromboli beim Anflug auf Lamezia Terme bewundern kann oder bei einer Fahrt quer durch Rom. Eine Fahrt über den Canal Grande oder ein Spaziergang am Lido, die Vorfreude auf meinen historischen Florenz-Roman am 14. Juli 2021! Ja, genau, endlich gibt es ein konkretes Datum für diese wunderschöne Geschichte rund um die Entstehung der cupola.

Ihr seht, es gibt für mich viele Gründe, nach Italien zu reisen. Und noch jede Menge mehr, aber ihr kennt und liebt Italien wie ich. Wem erzähle ich also von den traurigen Momenten, wenn ich meine Buchungslust zurückstelle und drauf hoffe, dass 2021 ein besseres Jahr zum Reisen wird.

Wie sah euer Bella Italia-Sommer in diesem Jahr aus? Habt ihr es gewagt, bereut, verschoben? Ich freue mich auf eure Kommentare und wünsch ich wie immer eine – Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Bella Calabria – Roman

Ihr wisst ja, dass ich an einem neuen Roman arbeite bzw. einer Romanreihe: Bella Calabria – Roman entsteht. Der erste Band ist fertig und in den letzten Tagen kam das Feedback zurück. Testleserin 1 schlug sich gleich die Nacht um die Ohren, weil sie unbedingt wissen wollte, wie diese romantisch-dramatische Geschichte meiner Heldin Elisabetta endet. Und ob dieser charmante Reiseleiter Carmine …

Ich verrate nichts, nur: Auch Testleserin 2 war total aus dem Häuschen und fragte, ob ich italienische Wurzeln hätte. No, leider nicht! Aber offenbar ist meine Liebe zu diesem Landstrich namens Kalabrien tatsächlich so in die Charaktere eingedrungen, hat meine Leser ebenso gefangen wie mich beim Schreiben.

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Abendstimmung an der Costa degli Dei

Und natürlich blieb die Frage nicht aus, wie dieser Roman entstanden ist. Eine vage Idee, eine Reise und ich flog mit Herzschmerz nach Hause. Die Sehnsucht, bezaubernde Städte wie Tropea oder Scilla mit seinem pittoresken Hafenviertel Chianalea bald wiederzusehen, war so groß, dass ich tatsächlich ein paar Wochen später bereits wieder in Lamezia Terme landete. Ich hatte das Gefühl, “nach Hause zu kommen”.

Klingt verrückt, ! Ich liebe meine Schauplätze, Venedig, Florenz, Rom u.v.m., aber Kalabrien hat mich bis ins Innere gefangen genommen. Der Beweis ist dieses Buch. Nun habe ich inzwischen auch meiner Agentin den Mund wässrig gemacht. Ist ja perfetto, im Herbst ein Stück von Bella Italia zu erleben und sich ein Glas Limoncello zu gönnen.

Vor Ort schreiben – der Heilige Gral der Autoren?

Normalerweise kann ich überall schreiben und plotten, aber auch in diesem Buch lief es bei Bella Calabria – Roman anders. Zum einen schrieb ich viele Szenen unmittelbar vor Ort. Vor meinem geliebten Palazzo Ruffo, im Hafen oder am Strand, in einem der vielen Cafés oder auf Stromboli. Egal wo, das Herz lief mir über vor Ideen und Wärme (abgesehen von den tropisch anmutenden Temperaturen, da in Tropea im Sommer über 80 Prozent Luftfeuchtigkeit angesagt ist).

Unterwegs kamen mir viele Ideen für mögliche Szenen, ich bekam durch die verschiedenen Besichtigungen in Pizzo oder bei meinem Ausflügen auf die Liparischen Inseln neue Eindrücke. Dazu das herrliche Wetter, die süßen Italiener und die Sprache. Kalabrien war auch definitiv ausschlaggebend dafür, dass ich nun endlich tatsächlich Italienisch lernen wollte.

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Lach. Das Foto entging mir. Ausnahmsweise mal ein misslungener Schnappschuss … 😉

Wie arbeitest du auf Reisen?

Falls ich nicht gerade auf einer sehr intensiven Rundreise bin, ist der Laptop mit dabei. Das ist auf Dauer einfacher als ständig die Notizen zu übertragen. Allerdings habe ich gerade in Kalabrien dann einfach jede Möglichkeit genutzt, Ideen festzuhalten: Meine kleinen Notizbücher waren überraschend schnell voll.

So mussten Notizblöcke von Kellnern herhalten und Servietten, bis ich in einem kleinen tabacco in der Nähe meines Hotels Schreibblöcke fand. Ich war sicher die erste Kundin, die vor lauter Freude über diesen Kauf den Tränen nahe war. Keine Frage. Natürlich war der Block dann auch leer, bevor ich den Heimflug antrat.

Außerdem habe ich die Vorteile von Apps kennengelernt. Ich halte gleich fest, was ich szenisch im Kopf habe oder ich mach mir zumindest bei Zeitmangel eine Notiz via Handy, um den Bella Calabria – Roman nicht entfliehen zu lassen.

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Bella Calaria Roman – Beim Heimflug musste die Serviette herhalten … ich war voll mit Ideen

Wenn Autorin einen Kaufrausch hat …

Ich kann entspannt an den schönsten Boutiquen Italiens vorbeigehen, aber an keiner Buchhandlung oder einem Souvenirshop. Meine Leidenschaft auf Recherchetour gehört den kleinen Freuden des Autorenalltags. Der Markuslöwe, ein Mini-Kalender Kalabriens, ein Bund Cipolla rossa oder ein Jahreskalender von Rom. Diese Schätze schleppe ich liebend gern nach Hause.

Auch die Kulinarik kommt dabei nicht zu kurz. Bunte Nudeln, die scharfe Nduja oder leckere Pistaziencreme landet ebenso im Koffer wie diverse Olivenöle. Nicht zu vergessen, Bücher! Gerade vor Ort werde ich oft fündig, unbekannte Reiseführer, Fotobände, Landkarten u.ä. untermalen die Stimmung und sind später ein schönes Erinnerungsfoto wert, wenn der Verlag mal danach fragen sollte.

Trennen konnte ich mich bislang von keinem solcher Stücke. Selbst nach Jahren horte ich hier noch Bruchstücke von Meißener Porzellan, mit offizieller Erlaubnis aus dem tiefsten Kellerböden der Albrechtsburg mit den Fingernägeln dem Erdreich entrissen, das Straßburger Münster in Goldminiatur oder ein Schlüssel zur Alhambra in Granada. Auch von Bella Italia hab ich schon viel mitgenommen, aber gegen die wachsende Sehnsucht ist das leider nur ein schwacher Trost.

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BELLA CALABRIA – Ein weiteres Hotel am Strand – Costa degli Dei

Zuerst die Figur, dann die Geschichte oder umgekehrt?

Ich kann es nicht sagen. Es ist ein Miteinander, ein Geben und Nehmen, und plötzlich stellst du fest, das fügt sich alles so wunderschön, als wäre es geplottet von A bis Z. Ist es aber nicht. Der Kalabrienroman entstand tatsächlich durch meine emotionale Bindung zu dieser Region. Auch mein Lebensgefährte, der mich in allem super unterstützt, stellte das verblüfft. Kalabrien hätte mich verändert, etwas wäre anders und genau das ist wohl das wahre Geheimnis dieses Buches, dem Auftakt zu einer Buchreihe, die ich unbedingt veröffentlichen möchte.

Das schönste Feedback war nämlich, dass ich nicht die Klischees Italiens bedient habe, sondern auch die Schattenseiten in die Geschichte eingewoben habe und diese dennoch nie die scheinbar kinderleicht eingeflochtene Leichtigkeit unterbrochen hätte. Schöner geht es nicht mehr, finde ich.

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Abschied von Stromboli (Eddu)

Nun überlasse ich euch noch der ansteckenden Melodie einer Tarantella. Auch das hat mich geprägt. Obwohl manche Lieder sehr archaisch und traurig klingen, verstehen die Kalabresen es, das Leben auch unter den einfachsten Bedingungen zu lieben – und vor allem zu feiern! Allerdings ist das Video mehr ein Werbevideo für das Hotel, aber egal. Ansatzweise bekommt ihr die getanzte Lebensfreude mit! Seufz …

Ich hoffe, der kurze Einblick in meine Arbeit als Autorin hat euch gefallen. Vielleicht habt ihr Gelegenheit, Kalabrien im nächsten Jahr zu besuchen. Tut es, denn der Tourismus braucht euch und die Menschen sind so herzlich, wenn sie ihr Misstrauen einmal verloren haben.

Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Gondoliere

Wer kennt nicht diese herrlichen Transportmittel von Venedig? Allerdings käme man ohne die professionelle Hilfe von einem Gondoliere nicht einen Kanal weiter. Ohne die sympathischen Italiener in Ringelshirt und Strohhut kann ich mir die Lagunenstadt gar nicht vorstellen. Traditionell wird das Gewerbe vom Vater auf den Sohn übertragen, weshalb man wohl keine Frauen an Bord einer Gondel entdecken wird.

Ich glaube, dass ich aber mal vor einigen Monaten etwas darüber gelesen habe, dass eine Deutsche sich in dieser männerdominierten Welt durchgesetzt hat. Allerdings kann ich gut verstehen, warum die Venezianer in diesem Punkt eigen sind. Denn Hand aufs Herz: Ich möchte keiner Frau oder anderen Menschen ihre Leistungen schmälern, aber wenn nicht jemand, der in Venedig geboren ist, Gondoliere ist, dann sollte er tatsächlich auch keinen Anspruch darauf haben.

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Ein vertrautes Bild in Venedig!

Das ist so ein ganz spezielles Ding, findet ihr nicht? Ich vergleiche es gern mit einer Fiakerstadt durch Wien. Wenn mich der Kutscher plötzlich mit Berliner Dialekt anspricht und mir etwas über die Geschichte unserer wunderschönen Stadt erzählt, wäre das auch etwas “anderes” als man erwartet.

Teure Lizenzen, heiß begehrte Plätze

Es ist übrigens gar nicht so einfach, als Gondoliere finanziell zu überleben. Ja, die Preise klingen gepfeffert, aber nicht immer läuft die Saison so gut. Bestes Beispiel die jetzige Corona-Krise. Venedig ist unglaublich leer, wie ihr übrigens auf dem folgenden Video von Max Nomad sehr gut sehen könnt. Der sympathische Globetrotter (Max, ich beneide dich extrem, dass du gerade in Venedig warst!!!) ist in meinem, in unserem geliebten Bella Italia unterwegs und fing mit dem Video gut ein, wie die Lage vor Ort aktuell ist.

Für alle, die Venedig mal ohne Menschenmassen erleben (und fotografieren) möchten: Perfetto! Grazie Max Nomad für dieses schöne Video!

Die Lizenzen jedenfalls kosten über 100.000 Euro. Das heißt, dass ein venezianischer Gondolieri sehr viele gut gebuchte Fahrten über den Canal Grande machen muss, um allein die Gebühren wieder einzuspielen. Dabei sind Reparaturen, die tägliche Pflege der Gondel und Wetterkapriolen noch gar nicht inkludiert.

Die Entstehung einer Gondel ist sehr aufwändig. Allein das Holz hat einen stolzen Preis, aber das ist einem echten Gondolieri alles wert. Diese Gondel ist dann sein Zugpferd, sein Prunkstück. Junge Italiener, die davon träumen, auch mal mit der eigenen Gondel durch die Kanäle der Serenissima zu staken, putzen morgens und abends unzählige Gondelrümpfe. Damit sie bei der nächsten Fahrt wieder im Sonnenlicht funkeln können.

Die Entwicklung der Gondel

Der Prunk einer Gondel wurde ab dem 17. Jahrhundert wichtig. Wie vieles in Italien scheint größer gleich besser zu bedeuten. Die Geschlechtertürme von San Gimignano oder Florenz feuerten die Konkurrenz ebenso an wie die Länge einer Gondel in Venedig. Die typische Gondel der Renaissance war 8,68 Meter lang, 1,39 Meter breit und verfügte über einen Tiefgang von 59 Zentimetern.

Im 18. Jahrhundert lag die Länge bei 10,90 Metern, einer Breite von 1,38 Metern und einem Tiefgang 48 Zentimetern. Verglichen mit den heutigen Gondeln auf dem Canal Grande schon sehr ähnlich: 10,83 Meter lang, 1,42 breit und 54 Zentimeter Tiefgang.

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Majestätisch gleitet die Gondel durch das Wasser.

Bei Aqua Alta haben die Gondolieri Schwierigkeiten, unter den vielzähligen Brückenbögen durchzukommen, bei Niedrigwasser müssen sie darauf achten, welche Wasserwege sie benutzen. Nur noch wenige maestro verstehen es, originale Gondeln zu bauen. Dabei ist dieses Handwerk wirklich einzigartig und unersetzlich, denn die Gondolieri vertrauen ihren erfahrenen maestri, wenn es darum geht, die Gondel zu überholen und zu reparieren.

So ist der squeraiol, der Schiffszimmermann, bis heute ein sehr ehrenwerter Beruf. Schon im arsenale, wo die schnellen Karavellen für die Seerepublik Venedig gebaut wurden, waren die sehr geschickten Handwerker sehr gefragt. Heute braucht ein erfahrener maestro keinen Bauplan, denn diesen hat er in seinem Gedächtnis verewigt. Das erklärt, warum jede Gondel so teuer ist. Sie sind einzigartige Unikate, gebaut wird übrigens nach den traditionellen Maßen, abseits von Dezimalzahlen und Zentimetermaß.

Gondoliere – ein Beruf für sportliche Männer

Wenn ihr in Venedig seid, achtet mal auf die Beinarbeit der Gondolieri. Diese künstlerisch anmutende Tänzelaktion hat den Hintergrund, dass das schmale Gefährt gut ausbalanciert werden muss. Gleichzeitig muss aber auf darauf geachtet werden, dass das Fahrtempo konstant gehalten wird und die Gondel ruhig im Wasser liegt. Alle Komponenten haben einen deutlichen Einfluss auf das Erlebnis der Gondelfahrer.

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Ein herrliches Panorama!

Das Geheimnis des Erfolgs der Gondolieri

Mit der Qualität von Holz und maestro steigt der Wert einer handgefertigten Gondel. Das Eichenholz muss mindestens 12 Meter lang sein. Mithilfe von einem “Gestell” wird der Rumpf optimal ausgerichtet, dann geht es weiter mit den Planken für Bug und Heck, mit Querrippen und Längsrippen. Das klingt schon sehr kompliziert und wenn man sich die wenigen Originalpläne ansieht, fragt man sich, ob heute noch jemand in der Lage ist, dieses Handwerk zu lernen.

Wie bei Gondoliere wird auch dieses tausendjährige Wissen um das richtige Holz und den perfekten Zeitpunkt für den Bau von Generation zu Generation weitergeben. Viele fürchten allerdings um ein Aussterben, denn nicht jeder junge Venezianer möchte in die Fußstapfen seines Vaters oder Großvaters treten.

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Allein die Verzierungen der Gondeln sind sehr unterschiedlich.

Ganz wichtig ist auch die Innenausstattung der Gondel, parecio genannt. Plüschkissen und Sitze, Skulpturen aus Messing oder Bronze werden nach alten Modellen hergestellt. Besonders beliebt sind Seepferdchen, die cavai. Die Hauptbank wird sentar genannt. Besonders edel wirken die Gondeln mit typisch venezianischen Mustern und Flaggen.

Die Stühle einer eleganten Gondel bestehen aus Mahagoni oder Nussbaum. Ihr merkt, Qualität muss sein, was sich wie bereits erklärt, auch im Preis der Kunden später niederschlägt. Auf den Fotos kann man einzelne Details der Gondeln gut erkennen und versteht, wie filigran dieses Handwerk ist. Mal eben etwas gedrechselt? Mitnichten.

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Bella venezia!

Ich hoffe, ihr hattet Spaß auf unserer kleinen Gondelfahrt durch Venedig. Buona settimana! Genießt den Sommer fern von bella italia und schmiedet fleißig Pläne, wohin es vielleicht schon bald wieder geht.

Ich bleib zumindest schreiberisch jetzt mal wieder Venedig und Kalabrien treu. Mein neuer historischer Roman zu Florenz und der Kuppel von Filippo Brunelleschi kommt Ende des Jahres aus dem Lektorat. Bis dahin habe ich das herrliche Vergnügen, mich auf den historischen Venedig-Roman und Band 2 meiner Kalabrien-Reihe zu konzentrieren.

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Zungri

Heute entführe ich euch zu einem kleinen Highlight in Kalabrien, die Höhlenwohnungen von Zungri. Sie mögen nicht so bekannt und groß sein wie die in Matera, aber ich finde, beide haben ihren eigenen Charme. In Zungri mutet es zu einem echten Abenteuertrip an, wenn man immer tiefer über die steinernen Stufen hinabsteigen muss.

Für kleinere Menschen wie mich sind das ja keine Stufen mehr! Aber natürlich hat sich der Weg gelohnt. Leider ist der Zugang für ältere Menschen oder nicht so ganz fitte Besucher nicht so ideal. Andererseits ist es gut, dass die Verantwortlichen den ursprünglichen Charakter möglichst bewahren wollen und nicht an die Einbauten von Aufzügen o.ä. denken.

Schon der Besuch vom Museum ist interessant. Hier findet ihr spannende Einblicke in das einfache Leben der Bewohner und so manche Gerätschaft, die heute seltsam erscheinen mag. Zungri ist ein wichtiger Schauplatz für eine Szene aus meinem aktuellen Manuskript der Kalabrien-Reihe. Wer dann mal selbst dort ist, kann sich lebhaft vorstellen, wie romantisch dieser Ort nachts sein muss …

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Im Sommer herrlich kühl – eine der Höhlenwohnungen von Zungri

Der Zauber von Zungri

Kaum steht man vor dem Eingang zu den Höhlenwohnungen, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Ich habe mir den Luxus geleistet, als Letzter noch oben zu steigen. So konnte ich die Szenerie ohne die Kommentare anderer Besucher genießen, die Augen schließen und Eindrücke sammeln. Danach fällt es dir schwer, von diesem wunderbaren Ort loszukommen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass ich die Szene just in der Nacht angesetzt hatte.

Der Sternenhimmel über dir, das Zirpen der Grillen, ein romantisches Picknick. Da würde ich selbst gern aufwachen, inmitten dieser traumhaft schönen Landschaft Kalabriens. Fern der Strände und pittoresken Küstenstädte ist Zungri ein perfekter Rückzugsort, an den ich gerne wieder mal zurückkehren möchte. Im Sommer. Im Winter stelle ich mir das Leben sehr beschwerlich vor.

Abgesehen von den rutschigen Stufen, die bei Regenfällen zu einem reißenden Fluss werden. Wie hat man dort gelebt, überlebt? Es war ein hartes, entbehrungsreiches Leben und dennoch glaube ich, dass manch einer dort glücklicher gelebt hat als anderswo.

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Dieser Ausblick – ein Traum …

Praktisch eingerichtet, aber mit Charme: Zungri Höhlenwohnungen

An Dunstabzüge und Belüftungen wurde in den teils überraschend großen Behausungen ebenso gedacht wie an kleine Erker und abgeschiedene Ecken. Nur die Höhe der Stufen fand ich an manchen Stellen echt als Herausforderung. Natürlich wollte ich keine Gelegenheit für tolle Fotos und Entdeckungen versäumen.

Der Hinweg war einfach, aber wenn du dann einige Meter höher stehst und dir klar wird, über diese steilen, engen Stufen geht es nun hinab: Nicht selten hab ich Leute gewarnt, dass ich jetzt runterkomme. Egal wie! Aber es machte natürlich großen Spaß und die Schönheit dieser Höhlen ist unbestritten.

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Romantik pur, oder?

Einblicke in das Museum von Zungri

Hier noch ein paar Aufnahmen vom Museum. In Zeiten von Corona wäre ein Besuch der Albtraum geworden! Mehrere Reisegruppen trafen hier aufeinander, sodass es trotz Aufteilung in kleinere Tranchen dennoch ein Gedränge gab. Aber das Museum war doch ganz nett.

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Hier werden Geschichten von früher wieder lebendig.

Recherche bedeutet, auch Details zu suchen und vielleicht wird es nur eine Zeile im Buch, aber es ist ein Detail, das real ist und nicht der Fantasie entspringt.

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Einfach, aber effektiv: Der Fortschritt kam hier nicht an … aber es ist gut.

Der Ort Zungri in Kalabrien

Hier gab es nicht so viel zu sehen, aber ich machte mich dennoch auf die Suche und konnte schöne Schnappschüsse machen. Außerdem besuchte ich hier vor Ort eine Verkostung von der berühmten Cipolla Rossa – Marmelade und leckerer Pistaziencreme. Wow, wirklich jede Kalorie wert, einfach nur perfetto für die Frühstückswaffel.

Die kalabrischen Spezialitäten sollte man ohne Hektik probieren. Die Menschen freuen sich über das Interesse und wenn man etwas kauft, das man mit Genuss probiert hat, ist das ein kleines Stück Kalabrien, wenn man wieder daheim ist. Inzwischen habe ich schon öfter die Nduja mitgenommen, denn mein Lebensgefährte liebt diese kalabrische Wurst nun sehr.

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Eine typische Gasse zur Mittagszeit – nicht nur in Zungri …
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Zungri liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Stiefels – Blick auf das Ionische Meer (etwas kühler als das Tyrrhenische Meer)

Ich hoffe, ihr hattet heute einen kleinen Eindruck über Zungri und seine Höhlenwohnungen gewonnen. Selbst entdecken ist doch viel schöner. Wenn ihr noch Tipps braucht zu Kalabrien oder Fragen habt, einfach melden.

Langsam wird die Sehnsucht nach Bella Italia ganz schlimm. Ich bekomme von Freunden und Instagram-Followern mit, dass sie bereits fleißig unterwegs sind in Florenz, Venedig oder Rom. Das tut dem Tourismus gut, aber ich würde auch so gerne und trau mich (noch) nicht … Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Firenze – Ein Traum wird endlich wahr!

Firenze, also Florenz, ist eines meiner längsten Buchprojekte und nach all den Jahren ist es endlich wahr geworden: Mein neuer historischer Roman erscheint im Herbst 2021 beim Gmeiner Verlag. Inzwischen ist alles in trockenen Tüchern und ich bin so glücklich, dass ich euch das natürlich nicht länger verheimlichen will.

Zum Inhalt darf ich allerdings nicht viel verraten, aber wenn ihr den heutigen Blog liest und die Fotos dazu betrachtet, wird es einfacher sein, dieses Rätsel um Firenze – Ein Traum wird endlich wahr! leichter zu lösen.

Am liebsten würde ich die Koffer packen und nach Florenz fliegen, aber – ja genau, Corona macht weiterhin alle Reisepläne zunichte. Ich habe ja noch Zeit, aber die Ungeduld, endlich wieder die Cupola von Florenz zu sehen, am Ufer des Arno zu flanieren und den Palazzo Vecchio zu besuchen … In den nächsten Monaten gilt es, die Vorschläge meines lieben Lektors, einem studierten Historiker, umzusetzen und das Buch zu einem echten Highlight für Fans von historischen Romanen zu machen.

In Gedenken an …

Mit dem Firenze – Roman ist allerdings auch viel Schmerz verbunden. Meine erste Testleserin war meine Mutter, eine begeisterte Leserin, aber als Kritikerin war sie schlichtweg überfordert. Doch sie glaubte an mich. Bis zum bitteren Ende, denn leider starb sie an Lungenkrebs und kann heute nicht miterleben, wie glücklich ich bin, dass ausgerechnet unser Firenze mein Verlagsautorencomeback ermöglicht.

Meine Mutter war auch bei den ersten Recherchereisen dabei, in Venedig als auch für Firenze. Wir hatten in Florenz perfekten Sonnenschein, aber es war vor allem für sie sehr anstrengend, mir von Stopp A nach Stopp B zu folgen. Zwischendurch musste eine Pause sein, auf einen caffé oder ein gelato.

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Ich liebe diese Bögen und Türme, egal wo in Italien.

Als ich zum ersten Mal nach ihrem Tod allein in Florenz unterwegs war, fiel mir das sehr schwer. Es gab so viele gemeinsame Erinnerungen in dieser herrlichen Stadt, dass es dann trotz dem Interesse eines großen Publikumverlags zu einer Schreibblockade kam … Heute darf ich mich nicht fragen, wie meine Autorenkarriere verlaufen wäre, wenn ich damals nicht zu Ende geschrieben hätte.

Nun, es ist, wie es ist. Und beim Gmeiner Verlag freue ich mich auf eine sehr sympathische, engagierte Zusammenarbeit. Das Team liebt offenbar meinen Firenze Roman und das ist ein sehr schönes Gefühl, das die schmerzlichen Erinnerungen etwas übertüncht.

Geschlechtertürme – Demonstration der Macht

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Hier noch ein Beispiel für einen Geschlechterturm in Florenz.

Die Geschlechtertürme gibt es auch in San Gimignano oder Bologna, aber für meinen Firenze Roman spielen sie in Florenz eine wichtige Rolle. Achtet auf die unterschiedlichen Ausführungen von Mauerwerk, Fenster und Etagen. Kein Wunder, dass die Gassen schon am Nachmittag stockfinster waren.

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Die trutzigen Bauten dienten auch als Abschreckung unter den verfeindeten Patrizierfamilien in Florenz.

Palazzo Davanzati – ein Paradebeispiel für die Renaissance

Beim Palazzo Davanzati war es Liebe auf den ersten Blick. Dieser eindrucksvolle Palazzo sollte das Heim meiner Heldin Juliana werden. Von hier aus würde sie sich gedanklich in die Höhen des Florentiner Doms träumen, zu der unvollendeten cupola.

Die fortschrittlichen Neuerungen wie fließendes Wasser oder ein Küchenaufzug waren für die Florentiner damals wirklich einzigartig. Julianas Vater, ein notario, kann sich ein solches Paradies leisten, aber wenn man in dem Palazzo steht und ihn mit eigenen Augen sieht … perfetto.

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Palazzo Davanzati an einem weniger sonnigen Tag … Achtet auf die Loggia oben!

Das kommt auf den teils älteren Fotos hier gar nicht so raus, wie imposant das Gebäude ist. Ich hatte dort lange Zeit zugebracht. Zu lange, denn das Sicherheitspersonal folgte mir von Viertelstunde zu Viertelstunde länger. Während normale Besucher wohl nach einer halben Stunde mit der Besichtigung durch waren, stand ich erst im piano nobile und machte emsig Fotos, überlegte mir mögliche Details für die Geschichte. Vor Ort ist das gänzlich was anderes, sofern man nicht mit Argusaugen beobachtet wird. Seufz.

Bei meinem nächsten Besuch kann ich den Leuten dort wohl sogar schon in Italienisch erklären, warum es mir wichtig ist, mir Zeit zu lassen. Vielleicht stimmt sie das gnädiger?

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Der Palazzo mit seinem Bollwerk ist sehenswert.

Palazzo Vecchio

Die geheime Führung im Palazzo Vecchio darf ich nicht verraten, außer dass sie sehr interessant war. Allerdings wird das Ausmaß der gezeigten Geheimgänge und Säle ähnlich wie beim Palazzo Ducale in Venedig heutzutage geringer sein als damals. Dennoch ist er sehenswert und bot für meine Recherchen jede Menge Potential für kleine Infospots und Szenen mit Dramatik. Wer denkt, dass es nur in Rom Löwen gab, der irrt …

Vor dem Palazzo Vecchio steht auch heute noch ein göttlich anzusehender Mann. David. Die Kunstfertigkeit von Michelangelo zeigt sich hier von seiner schönsten Seite. Nein ernsthaft, jede Falte, Beugungen der Fingerglieder und vieles mehr machen diese Skulptur zu Recht zu einem Highlight jeder Firenze Reise.

Und auf der Piazza della Signoria geht es weiter mit den Besichtigungen, denn Florenz ist in der Tat eine Freiluftbühne der Renaissance. Wer sich bis nächstes Jahr geduldet, nimmt am besten meinen Roman mit und folgt Juliana. So ist das ein besonders schönes Leseerlebnis, denke ich, und es zollt Künstlern wie Filippo Brunelleschi oder Donatello den wohlverdienten Tribut.

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Innenhof des Palazzo Vecchio

La cupola – Das Herzstück meines Romans

Wer atemlos auf der Plattform der Kuppel steht, ahnt nicht, welch unmenschliche Kräfte und Ideen für den Bau dieses Kunstwerks nötig waren. Angeblich verlor nur ein einziger Mann sein Leben bei den Bauarbeiten. Filippo Brunelleschi erfand vielerlei Maschinen, um die Arbeiten zu erleichtern.

Manche sieht man beim Aufstieg in den Zwischenetagen, aber noch mehr Infos erhaltet ihr im Museo dell Opera, wo es neben der Totenmaske von Filippo, dem Modell der cupola und viel Literatur noch viele Details zu entdecken gibt, wie die cupola entstanden ist.

Der Aufstieg zieht sich über 500 Stufen, aber es gibt doch immer wieder die Möglichkeit, kurz Pause zu machen und auf das Verständnis anderer Besucher zu hoffen, wenn man gerade wirklich mal einen Notstopp machen muss. Aber die Mühe lohnt sich, denn so kann man die einzelnen Bauschritte gut nachvollziehen und angesichts der Tatsache, dass diese Kuppel bis heute steht …

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Brunelleschi setzte auf eine innere und äußere Verschalung.

Allein das Fischgrätmuster und andere Details, die ihr in meinem Firenze Roman nachlesen könnt, begeistern mich bis heute immer wieder aufs Neue. Kein Stein sitzt dort einfach so. Und mit seiner absoluten Überzeugung einer beinahe schwebenden Kuppel machte sich Pippo nicht immer Freunde. Aus den Sitzungen aus dem Rat der Signoria wurde Brunelleschi regelmäßig rausgeworfen. Ich verehre diesen Mann und ihr werdet viele Kirchen bzw. Bauwerke finden in Florenz, die unter Filippo Brunelleschis Plänen entstanden sind.

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Platzangst sollte man angesichts der knapp 500 Stufen nicht haben!
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Filippo Brunelleschis Blick ruht bis heute auf seiner geliebten cupola!

Ich wünsche euch viel Freude bei eurem nächsten Florenz-Aufenthalt. Ob mit oder ohne meinem Firenze-Roman. Herbst 2021 ist es soweit, evtl. auch Spätsommer. Und bis dahin verratet mir doch, ob ihr Florenz bereits besucht habt. Wo habt ihr gewohnt? Ich hatte ein Hotel mit einer herrlichen Dachterrasse. Das Zimmer war winzig und stickig, aber die Terrasse war besonders am Abend ein absoluter Traum. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Passeggiare per venezia

Der Sommer ist da und mit ihm steigt weiterhin die Ungewissheit, wie es mit meinen Italien-Reisen weitergeht. Mir bricht immer mehr das Herz, weil ich fürchte, der Herbst wird ohne Bella Italia stattfinden. Darum möchte ich euch heute auf einen Spaziergang durch Venedig mitnehmen, passeggiare per venezia.

Venedig ist auch schreiberisch meine Quelle. Hier begann die Liebe zum historischen Roman und enden wird sie in venezia garantiert nicht. Übrigens kann ich an dieser Stelle endlich verkünden, dass mein neuer historischer Roman über Florenz im Herbst 2021 erscheinen wird. Cin Cin! Ich freue mich sehr. Sobald das Cover steht und noch andere wichtige Eckdaten, verrate ich das natürlich exklusiv in meinem Blog.

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Nehmt euch Zeit für die kleinen Details

Andiamo ragazzi! Abseits vom Canal Grande und den Touristenströmen gibt es genug zu entdecken, wenn ihr euch Zeit nimmt. Schaut mal hoch und bewundert die wunderschönen Giebelchen auf den Dächern der venezianischen Palazzi. Es ist traurig, dass die Luftverschmutzung dem istrischen Stein so zusetzt und so großen Schaden anrichtet. Großen Anteil daran haben leider doch die Kreuzfahrtschiffe, von deren Verboten es erschreckend still geworden ist und dennoch sind sie da. Trotz der Proteste und Klimaaktionen von No Grande Navi scheint die Frage Profit versus Gesundheit längst entschieden.

Von Fisch bis zur Pasta

Was wäre ein passeggiare per venezia ohne einen Besuch auf dem bekannten Fischmarkt? Auf dem Foto seht ihr eine Tafel, auf der schon seit vielen Jahrzehnten, ach was, Jahrhunderten die Messlatte für die Qualität der Fische, die hier verkauft werden dürfen, höher legt.

Heute kämpfen die Fischer eher ums Überleben und auch die Austernmafia draußen in den Lagunen ist ein Thema, das ich heute lieber nicht genauer hinterfrage.

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Pesce – Fisch – Qualität ist gefragt!

Und was Italien ohne Pasta? Seid ihr auch immer so fasziniert, wenn ihr diese Vielfalt an Formen und Farben für die beliebte Pasta seht und ihr wollt mehr davon? Eigentlich wollte ich ja im Juni in Kalabrien einen ganz besonderen Urlaub erleben, mit einem Kochkurs samt italienischer mamma inklusive. Alles nix geworden, leider. Aber okay, nächstes Jahr leb ich wohl aus dem Koffer.

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Buon appetito!

Geht Venedig tatsächlich bald unter?

Auf meinem passeggiare per venezia habe ich auch Entdeckungen gemacht, die weniger Freude bereiten. Abgesehen von den schiefen campanile, die überall auf den kleinen Inseln stehen und scheinbar miteinander wetteifern welcher Kirchturm schiefer ist, gewinnt neben dem campanile auf Burano wohl auch dieser Schnappschuss den ersten Preis.

Mitten in Venedig zeigt sich auf diesem Foto deutlich, wie der Boden absinkt. Schließlich ist die Serenissima auf Pfählen erbaut und diese Bauweise sorgte schon seit Anbeginn der venezianischen Republik. Das Gewicht der Palazzi, die zunehmende Versandung, das zerstörerische Salzwasser, die Kreuzfahrtschiffe, die Massen an Touristen …

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Canal Grande beinahe einsam – ein seltener Augenblick

Eigentlich war es reiner Zufall. Ich hatte wohl einen ruhigen Moment erwischt, aber allein fürs Auge des Betrachters ist das ein wunderschöner Anblick, der Lust macht, wieder nach Venedig zu reisen oder es zum ersten Mal zu sehen.

Ich war damals total geflasht, als ich vom Bahnhof rauskam und plötzlich unmittelbar vor dem breiten Strom stand: Überall Gondeln, Taxiboote, Vaporetti und Menschen. Das war 2006, ich mitten in den Recherchen für meinen ersten Roman.

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Canal Grande in einem ruhigen Moment

Für viele Besucher ist der Canal Grande eine der schönsten Sehenswürdigkeiten. Dabei hat Venedig noch viel mehr als die Rialtobrücke oder die Piazza San Marco zu bieten. Keine Angst vor Irrwegen. Entdeckt eure schönsten Ecken Venedigs, denn alle Wege führen nach … Bella Italia!

Ich hoffe, euch hat der heutige passeggiare per venezia Spaß gemacht und ihr konntet ein paar Ideen sammeln für die nächste Venedig-Reise. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Kalabrien

Heute lade ich euch ein, eine der südlichsten Regionen Italiens zu entdecken. Ihr wisst, ich liebe diesen Landstreifen im südlichsten Zipfel von Italien sehr. Vor allem die Landschaft hat mich in den Bann gezogen. So weit das Auge reicht Olivenhaine, Bergamotte- und Zitronenplantagen und ein träumerischer Blick auf das Meer. Herz, was begehrst du mehr?

Das Schöne an Kalabrien ist, dass man eine Region besucht und vielfach aktiv werden kann. Im Aspromonte Wandern gehen oder eine Radtour planen, an den herrlichen Stränden schwimmen gehen oder in einem der Dörfer und Städte Kalabriens mehr über die Kultur der Kalabresen erfahren.

Wer das Abenteuer sucht, bucht eine Tour rüber zu den Äolischen Inseln und bleibt auf Stromboli, der gleichnamigen Vulkaninsel. Von Tropea, einer der schönsten Städte Kalabriens, kannst du sogar mit dem Paraglider über die herrliche Landschaft schweben.

Musikbegeisterte werden von der Sentimentalität und gleichzeitig lebensbejahenden Musik des Folklorevereins mitgerissen, die in vielen Hotels während der Saison abendliche Darbietungen geben. Die Kalabresen sind definitiv kein trauriges Völkchen. Trotz der Armut und Arbeitslosigkeit, die in vielen Orten hoch ist, hat man nicht vergessen, das Leben zu feiern.

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Ein typisches Haus in Kalabrien, fern der Küsten

Kalabrien während der Fahrt genießen

Natürlich sind die Fotos, die ich während der Busfahrt aufgenommen habe, nicht die Besten, aber es hätte keine andere Möglichkeit gegeben und so klickte ich oft auf den Auslöser. Wie gesagt, ich liebe diese ellenlangen Olivenhaine und kann mich nicht dran satt sehen. Vor allem gegen Abend zu, wenn die Sonne ihren weichen Schatten über Kalabrien breitet, wird mir warm ums Herz. Ich könnt hier bleiben und arbeiten …

Tolle Vorstellung, denn in Tropea fand ich die Ruhe, neue Romanszenen zu schreiben. Vor besonders eindrucksvollen Orten gelangen mir tiefschürfende Szenen voller Leidenschaft und Romantik, sodass ich immer gern an diese Tage zurückdenke. Dank Corona hat sich mein Reiseplan gänzlich geändert, denn zum Abschluss des Romans wäre ich sehr gerne wieder vor Ort gewesen, um zu schreiben.

Abends in meiner Lieblingsbar mit Blick auf den Stromboli, tagsüber an schattigen Plätzen, um der Hitze zu entgehen und morgens auf der Terrasse eines einzigartigen B&Bs mitten im Herzen des centro storico.

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Einer dieser verträumten Nachmittage on Tour …

Eindrücke vor Ort

Man kann keinen Hehl draus machen. Kalabrien ist ein armes Land. Die Kalabresen meinen, das Geld lande im Norden und ganz unrecht scheinen sie nicht zu haben. Offenbar interessiert es niemanden in Mailand oder Rom, wie es den Menschen im Süden geht. Die Feindschaft zwischen Nord und Süd kann ich etwas nachvollziehen.

Und ja, es liegt Müll auf der Straße, aber wohl beachtlich weniger als früher. Man versucht, die Orte sauberer zu halten und kein Kalabrese verträgt Kritik an seiner Heimat. Oder Fragen über die Ndrangetha, die sollte man sich auch verkneifen, um des lieben Friedens willen.

Wer weniger über den Müll schimpft oder die verwahrlosten Häuser, erfreut sich des Anblicks von alten Gemäuern, die spannende Geschichten erzählen könnten, von romantischen Bogenbrücken, wie sie hierzulande kaum noch existieren. Also lieber Augen offen halten und sich in puncto Kritik zurücknehmen. So erfährt man die wahre Schönheit Kalabriens, die Gastfreundschaft der Menschen hier, die das Meer und die Natur lieben.

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Eine der Bogenbrücken, die mich immer wieder aufs Neue faszinieren

Kalabrien ist wirklich ein Land der Kontraste, selbst beim Wetter. Kaum schien die Sonne, brach aus dem Nichts ein Gewitter los und Minuten später bahnte sich die Sonne wieder einen Weg aus dem Wolkenbett. Das kristallklare Wasser der Strände soll keine Werbung sein, sondern ist Tatsache. Ich habe noch nirgendwo ein derart klares Wasser gesehen.

Der große Nachteil der hohen Qualität spürte ich am eigenen Leib: Den Quallen gefällt es auch sehr gut, aber lieber teile ich den Strand mit meinen neuen feuergefährlichen Tierchen als an einem trüben Abschnitt mit Algen & Co.

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April, April … das Wetter schlägt Kapriolen.

Pizzo, Scilla und Reggio Calabria

Obwohl Tropea schon ganz schön südlich liegt, geht es nun noch weiter in den italienischen Stiefel. Pizzo ist ein entzückender Ort, der vor allem wegen dem leckeren Tartufo bekannt ist. Ich verrate nur soviel: Unbedingt ausprobieren! Wie in vielen Orten Kalabriens teilt sich auch Pizzo in die Oberstadt mit idyllischen Gassen und einem wunderschönen Aussichtspunkt sowie die Unterstadt, wo der Strand liegt.

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Scilla von der Autostrada aus gesehen – erst im Ortskern enthüllt Scilla seinen Reiz

Und Scilla ist bekannt für sein altes Fischerviertel und die guten Fischgerichte. Auch Scilla ist definitiv eine Reise wert, denn hier wäre ich von Herzen gern länger geblieben. Dafür widme ich mich dieser Oase der Ruhe in meinem Kalabrien-Roman.

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Pizzo, die Heimat vom Tartufo, von oben aus

Weniger ruhig, aber interessant zu sehen, ist Reggio Calabria. Diese Stadt stelle ich euch in einem meiner nächsten Beiträge näher vor. Vor allem das Museum ist eine Sensation wegen der beiden Bronzefiguren, die das Herzstück des Museums sind. Von Reggio Calabria aus hat man Sizilien mit dem Ätna an klaren Tagen gut im Blick.

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Blick auf den Stromboli bei der Fahrt nach Reggio Calabria – links beginnt die Straße von Messina

Oliven, Bergamotten, Zitronen und …

Aufgrund des herrlichen Wetters und der vielen Sonnenstunden genießen viele Obst- und Gemüsesorten hier ein lustvolles Leben bis zur Ernte. Frisch gepflückt verströmen sie einen herrlichen Duft, der mich ins Schwärmen geraten lässt. Normalerweise mache ich um Olivenöl einen großen Bogen, aber ein hochwertiges Olivenöl auf frischem Pane … lecker.

In einem Hotel hatte ich während der Mahlzeiten ein wunderschönes Panorama auf das Meer. Da schmeckt es natürlich noch viel besser, mit einem Glas Rotwein dazu. Soll ich mehr sagen? Bella Italia perfetto. Die Olivenernte selbst ist eine sehr zeitintensive Sache. Nicht nur, dass man auf die Ernte warten muss, auch der Olivenbaum selbst braucht einige Jahre, bis er reichlich Früchte trägt.

Viele Kalabresen sind inzwischen auf maschinelle Ernte umgestiegen, aber es gibt sie noch: Die einsamen Bauern in Kalabrien, die mühsam mit der Hand ernten und dafür kaum mehr bezahlt bekommen für die mühselige Arbeit. Da kaufe ich dann lieber in einem Agriturismo-Shop dieses kostbare Öl als in einem supermercato. Es kostet außerdem nicht die Welt, aber jeder Einkauf unterstützt die Kalabresen.

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Olivenhaine, so weit das Auge reicht …

Viva Calabria!

Ich hoffe, ich hab euch ein wenig Lust gemacht, mal fern der üblichen Destinationen Italiens zu reisen. Ob mit einer Rundreise oder auf eigene Faust: Seid gewarnt, Kalabrien wird euch verzaubern, wenn ihr euch drauf einlässt. Regenschirm und eine gute Straßenkarte sind nie verkehrt, ein paar Geldscheine mehr, falls der Bankomat nicht funktioniert und gute Schuhe.

Manche Straßen sind mit Kopfsteinpflaster versehen und falls ihr nicht wie die Italienerinnen perfetto mit hohen Schuhen laufen könnt, lieber nicht probieren!

Ich bin gespannt, was ihr sagt. Vielleicht wart ihr aber schon dort? Wo gefiel es euch am besten und welche Tipps habt ihr noch für Ausflüge? Lasst uns teilhaben und genießt einen sonnigen Tag. Ich setz mich auf Balkonia inmitten von Seepferdchen und Meeresschildkröten, um Italiano zu lernen und an meinem Kalabrien-Roman weiterzuarbeiten. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!

Roberto Saviano

Normalerweise widme ich keinem meiner Autorenkollegen einen eigenen Blogbeitrag, aber Roberto Saviano ist eine Ausnahme. Nicht jedem ist sein Name geläufig. Wer sich allerdings über Themen wie Mafia oder die Camorra im engeren Sinn informiert, wird sicherlich über diesen Namen stoßen. Kürzlich habe ich eine interessante Doku über den italienischen Autor gesehen, der in Neapel geboren und aufgewachsen ist.

Was hat er getan, dass er mich beschäftigt? Er hat einige Romane geschrieben, die ich im heutigen Artikel noch vorstelle, in denen sehr konkrete Fakten über die Machenschaften der Mafia beschrieben werden. Sei es über die neapolitanische Camorra, über die Ndrangheta in Kalabrien oder die Cosa Nostra: Niemand kann diese Netzwerke negieren, auch wenn man im normalen Italienurlaub ziemlich unbehelligt sein dürfte und wohl nicht mal ahnt, dass diese Pizzeria oder das Souvenirgeschäft an der Ecke in bella roma ebenfalls Schutzgeldzahlungen – Pizzo – leistet.

Jemand, der damit aufwächst und darüber recherchiert, es nicht länger tatenlos hinnehmen möchte, der verbringt dann über Nacht plötzlich sein Leben ab sofort nur noch in Schutzhaft. Wie Roberto Saviano, der sich vor einigen Jahren erst so richtig die Feindschaft aller Paten zugezogen hatte, weil er auf einer Veranstaltung sehr direkt und offen verkündete, was er von ihnen hält bzw. dass es für alle Einwohner besser wäre, wenn sie verschwinden würden.

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Eines von vielen leerstehenden Fabriksgebäuden …

Schutzhaft – Fern von Luxusleben und Bodyguard-Romantik

In der Doku zeigt sich ein ganz anderes Bild. Das Porträt eines Mannes, der plötzlich von der Bildfläche verschwinden musste, um sein Leben zu retten. Der auf nähere persönliche Kontakte verzichten muss, um niemanden aus seiner Familie in Gefahr zu bringen. Jeder, der ihn öfter besucht an seinem aktuellen Aufenthaltsort, läuft scheinbar Gefahr, dass er bedroht wird, diesen geheimen Ort zu offenbaren.

Es sind keine Luxusvillen oder komfortable Hotels, sondern meist einfache Zimmer in unauffälligen Häusern, in denen Roberto auf einige Tage oder maximal Wochen untergebracht wird. Seine Bodyguards checken die Häuser ständig. Selbst eine geschlossene Tür bei ihrer Ankunft wird als potentielle Gefahr betrachtet. Ich habe mich rasch gefragt, wie lange hielte ich so ein Leben aus? Ständig in akuter Bedrohungslage, fern von all den Menschen, die ich liebe?

Man merkt es ihm nicht oft an, dass er Nerven zeigt und inzwischen stellt er sich selbst die Frage, ob dieser offene Aufruf wirklich vernünftig gewesen war. Hätte er es heute anders gemacht? Er meinte mal, er hätte es vielleicht nicht gemacht. Allerdings sind engagierte Journalisten wie Roberto Saviano und überzeugte Mafiajäger wie italienische Anti-Mafia-Staatsanwälte überzeugt davon, dass etwas getan werden muss, um die kriminellen Geflechte zu durchbrechen.

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Eine Außenstelle der Carabinieri – Ausbildungsstätte für zukünftige Mafiajäger

Zero.Zero.Zero

Ich kannte Savianos Namen schon vor der Sky-Serie “Zero.Zero.Zero”. Vor allem einer der Schauplätze Kalabrien brachte mich dann soweit, die als brutal und sehr realistisch dargestellte Serie anzusehen. Tatsächlich waren mir bis dahin einige Mafiamethoden schon “vertraut”, besser gesagt bekannt, aber dennoch war die Serie heftig in manchen Passagen. Mafiabosse, die in Erdhäusern wohnen, die in geheimen Schranktüren vor der Razzia fliehen …

Schlimmer war jedoch das, was nicht gezeigt wurde. Die latente Angst aller Beteiligten, denn wie ein Zahnrad beeinflusst das Schicksal eines Menschen das eines anderen. Es gab Typen, die aus diesem Gewaltverherrlichung ausbrechen wollten, aber es nicht konnten. Die Omertá, die Blutrache, wurde genauso thematisiert wie der private Hintergrund. Manchmal haben auch Drogenbosse ganz alltägliche, banale Probleme. Mitleid wäre das falsche Wort angesichts der unbeeindruckten Bereitschaft zu Mord, Erpressung, Drogenhandel und Prostitution.

Ich weiß allerdings auch, wie es im letzten Jahr um die Arbeitsmarktsituation in Kalabrien bestellt war und Corona machte es nicht besser. Viele Zeitungen brachten Artikel, wie sich die Mafia als Retter in der Not darstellt. Was sie (leider) für viele Menschen, die verzweifelt sind, auch ist, denn wenn dir niemand einen Job anbietet und du nicht weißt, wie du deine Familie ernähren sollst, dankst du dieser Hand mit den Geldscheinen. Du fragst nicht länger, woher es stammt und was du dafür tun sollst. Falsch? Sicher, aber wenn ein Mensch verzweifelt ist, scheint er dankbar …

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Überall stehen leere Hallen, vielleicht mit EU-Geldern und Förderungen finanziert …

Zero.Zero.Zero bezeichnet reines Kokain. Reines weißes Gold. Für mich war die Serie insofern beeindruckend, weil sie nicht gefakt wirkte, sondern jemand dahinter ganz genau weiß, wie die Bestechungen ablaufen und dieser normale Alltag für Menschen wie du und ich alles andere als normal wirkt. Geld regiert die Welt …

Der Clan der Kinder – La paranza dei Bambini

Dieses Buch kann ich hier jetzt nur vorstellen, da ich es nicht gelesen habe. Allerdings habe ich den Film gesehen und dachte, heavy. Der kurzweilige Film zeigt, wie Halbwüchsige aus der Not heraus von einer besseren Welt träumen. Die Hauptfigur will nicht länger, dass seine Mutter, seine Nachbarn unter den Schutzgeldzahlungen leidet. Er will wie sein Vorgänger bewundert werden, eine Art Robin Hood werden. Dafür bezahlt er einen hohen Preis. Anfangs träumen sie von Adidas und Nike, später von Kugeln und Drogen.

Wer nicht zeigt, dass er das Zeug dazu hat, jemanden zu erpressen oder gar zu töten, wird selbst zum Opfer. Die Moral der Gschicht: Leg dich nicht mit der Mafia an, denn sie gewinnt immer. Roberto Saviano hingegen hat viele Unterstützer.

Gerade die Jugendlichen sind ihm ein Anliegen, sie will er davor bewahren, bei der Mafia zu suchen, was sie nicht finden werden: Ehrlicher Respekt und eine Zukunft. Bei der Präsentation seines neuen Buches war Saviano die Anspannung deutlich anzusehen. Angst. Blicke quer über das Publikum. Es ist nicht die Frage, ob man ihn ausschalten möchte, sondern wann es soweit ist …

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Endstation Friedhof …

Reichen Bücher, um die Menschen aufzuklären? In seinem Stadtviertel sind die Meinungen geteilt. Die einen, die ihn verehren, ihm Glück wünschen, die anderen, die ihm raten, die Klappe zu halten. Er polarisiert die Menschen seiner Stadt. Er sehnt sich danach, wieder mal ein Eis zu essen auf offener Straße, bei seinem Lieblingscafé einen Espresso zu trinken oder in seine alte Wohnung zu gehen. Sein Leben zurückzugewinnen, wie es vor diesem folgenreichen Augenblick war. Eine Illusion. Das weiß jeder. Auch Roberto Saviano.

Gomorrha – Ins Reich der Gomorrha

Diesen Film oder das Buch habe ich tatsächlich noch nicht gesehen. Es gibt inzwischen auch eine Serie mit demselben Namen. Sie steht auf meiner Watchlist und ist wie jedes Buch von Roberto Saviano sehr gut recherchiert und definitiv kein fiktiver Roman.

Saviano zieht sich manchmal den Unmut seiner italienischen Landsleute zu, die Angst haben, dass ihre Stadt in ein schlechtes Licht gerückt wird. Es ist allerdings wohl eher so wie auch in Kalabrien. Hier regen sich viele auf, man setze Kalabrien mit der Ndrangheta gleich. Nicht jeder heißt sie gut, nicht jeder arbeitet für sie.

Leider ist es in der Realität so, dass beinahe 70 Prozent der Lokale dieses Pizzo bezahlen. In einer Doku hieß es mal, wer nicht bezahlt, brennt. Und dann gingen tatsächlich Wochen, Monate später gut gehende Trattorias und Pizzerien in Flammen auf. Da würde ich wohl auch lieber Schutzgeld bezahlen als das Leben meiner Angestellten, meiner Familie, meine Einkommensquelle zu verlieren.

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Und die nächste Fabrik, die unvollendet ist …

Für die Clans und deren Angehörige gibt es eine nette Kassa, in die regelmäßig eingezahlt wird. Geld, das dann den Witwen zum Lebensunterhalt gegeben wird oder für andere Menschen, deren Familienoberhaupt z.B. verhaftet worden ist. Verkehrte Welt, denn denen, die vor dem Nichts ihrer Existenz stehen, weil sie sich weigern, Schutzgeld zu bezahlen, zahlt in den meisten Fällen nicht mal die Versicherung etwas.

Erklär mir Italien!

Mit dem passenden Untertitel: wie kann man ein Land lieben, das einen zur Verzweiflung treibt? Es ist allerdings sehr kurzweilig zu lesen und spielt viele Facetten durch. Beide, Roberto Saviano und Giovanni di Lorenzo, sind keine unbekannten Größen. Wer gern mehr über das Land, das er so gern besucht, erfahren möchte, ist hier bestens beraten.

Italiener können nämlich gar nicht nachvollziehen, wie wir unser klischeehaftes Bild von Bella Italia aufrechterhalten. Umso interessanter ist es, wenn man einige Brocken Italienisch gelernt hat und so die Chance hat, die Menschen näher kennen zulernen.

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Heißes Thema, aber brisanter denn je

Um die Geschichte zu verstehen, dauert es mehr als einen Blogbeitrag. Die Mafia ist ein Thema, das sich über Jahrzehnte, Jahrhunderte durch die Entstehung des Landes ihren Weg gebahnt hat. Unvollendete Autobahnen, leere Fabrikshallen stehen immensen Millionenkrediten gegenüber. Geld, das verschollen ist. Es macht vor niemandem Halt, dieses Thema, aber man sollte tatsächlich gut überlegen, mit wem man darüber ins Gespräch kommt.

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Vieles verfällt, weil Geld fehlt.

Wie immer freue ich mich über eure Kommentare. Gab es etwas, das euch mal im Italienurlaub aufgefallen ist? Gab es Situationen, in denen ihr euch nicht wohlgefühlt habt? Kauft euch eines der Bücher von Roberto Saviano oder schaut die Filme, um einen Blick hinter die Kulissen Italiens zu wagen. Ich freue mich auf eure Meinung. Buona settimana!

Ciao Manu
Autorin und Bloggerin aus Leidenschaft, die Euch gerne auf ihren Recherche-Reisen quer durch Italien mitnimmt!